Zum Leserbrief „Keine Widersprüche“ von Herrn Dr. Steininger (20./21. Februar):
Herr Dr. Steininger behauptet, zwischen den beiden Weihnachts-Geschichten von Matthäus und Lukas gebe es – von einer Ausnahme abgesehen – keine Widersprüche. Das Gegenteil ist richtig, sie widersprechen sich in fast allen Punkten. Die meisten Ereignisse beziehungsweise Umstände werden entweder nur bei Matthäus oder nur bei Lukas erzählt, sind also sogenannte Alleinstellungsmerkmale und damit automatisch Widersprüche gegenüber der jeweils anderen Weihnachtsgeschichte.
Wenn man diese Widersprüche stichpunktartig aufzählt, ergibt sich folgende Liste: Heimatort Nazareth, Heimatort Bethlehem, Volkszählung, Reise nach Bethlehem, Engel bei Joseph, Engel bei Maria, Geburt Jesu im Haus, Geburt Jesu im Stall, große Engelserscheinung, Stern von Bethlehem, Besuch von Weisen bzw. Königen, wertvolle Geschenke, Besuch von Hirten, Flucht nach Ägypten, Kindermord des Herodes, Beschneidung Jesu, seine „Darstellung“ im Tempel. Alle diese 17 Stichpunkte bezeichnen Ereignisse oder Umstände, die nur in einer Weihnachtsgeschichte vorkommen, also der anderen Weihnachtsgeschichte automatisch widersprechen.
Wegen dieser unwiderlegbaren Widersprüche hält die moderne Theologie beide Weihnachtsgeschichten für unhistorische-legendär und nennt sie „Weihnachtsmärchen“.
Das wird von der katholischen Theologin Uta Ranke-Heinemann bestätigt: „Es genügt ein kurzer Blick auf die Unmöglichkeiten und Widersprüche, um ihre historische Unglaubwürdigkeit zu erkennen.“
Ulrich Kretzschmar
Prien