Eine Kolumne voller Liebe und Behutsamkeit

von Redaktion

Zur Kolumne „Theo, der Sohn meines Glücks“ von Susanne Breit-Keßler zum Welt-Down Syndrom-Tag (Bayernteil):

Als Mutter einer geistig behinderten Tochter hat mich diese Kolumne besonders berührt. Immer wieder erlebe ich, dass erwachsene behinderte Menschen als Kinder bezeichnet werden, dass Menschen ihnen keine echte eigene Meinung zutrauen und wir als Eltern einer 45-jährigen Tochter als Erziehungsberechtigte bezeichnet werden. Wir sind gegebenenfalls die gesetzlichen Vertreter. Wenn behinderte Menschen geduzt werden und nicht behinderte Menschen sich das Du verbieten ist das abwertend. Das muss ich leider immer wieder erleben.

Meine Tochter hat einige Gehirnzellen weniger als ich aber sie hat Fähigkeiten, von denen ich nur träumen kann. Sie kann etwas lesen und schreiben und kennt teilweise die Uhrzeit, aber sie hat ein Einfühlungsvermögen, eine schauspielerische Begabung, tiefes Mitgefühl, wenn jemand leidet, und bietet praktische Hilfe an, hört seit ihrem vierten Lebensjahr mit Leidenschaft klassische Musik und konnte mit sieben Jahren ihre Lieblingskassette „Julchen und die Zaubermaus“ auswendig aufsagen. Ein Puzzle mit 300 Teilen ist ein Klacks für sie. Dies soll nur zeigen, dass behinderte Menschen vollwertige Mitglieder unserer Gesellschaft sind – auch wenn sie etwas anders sind.

Ich habe meine Tochter selbstbestimmt erzogen, das heißt bis auf wenige Ausnahmen entscheidet meine Tochter für sich selbst, auch wenn sie in anderen Bereichen Hilfe braucht. Die brauchen auch wir als nichtbehinderte Menschen öfter in ganz lebenspraktischen Aufgaben, die uns einfach nicht liegen. Ich bitte sehr herzlich darum, behinderte Menschen so zu behandeln, wie wir selbst auch behandelt werden möchten.

Eveline Seelig

Brannenburg

Diese Kolumne hat mein Wochenende aufgehellt. Mit dieser Liebe und Behutsamkeit, mit der Frau Breit-Keßler den zehnjährigen Buben ihrer Freundin beschreibt und damit auf die Kostbarkeit jedes Lebens eingeht, würde ich mir in der katholischen Kirche wünschen – so dass alle Oberen auf Menschen zugehen und sie mit Respekt und Achtung behandeln.

Was in der letzten Woche aus Rom zur Frage der Segnung homosexueller Paare geschrieben wurde, lässt diese Liebe gänzlich vermissen. Lange genug wurde diese Sorgfalt und Achtung auch den vielen Missbrauchsopfern verwehrt und auch heute mögen sie immer noch manchen nur als lästige Kritiker nerven.

Mit dem Motto „mit Zorn und Zärtlichkeit“ hat vor einigen Jahren die Misereor Aktion um die Hilfe für viele Menschen in der Welt geworben. Ich denke, dass dies gerade heute eine gute Grundlage zur Erneuerung der Kirche ist, wobei ich mich bei aller Empörung über Rom besser an den Weg von Frau Breit-Keßler halten will, mit Zärtlichkeit Leben zu schützen und zu segnen.

Herbert Holzner

Stephanskirchen

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