Zum Artikel „Ein Zeichen setzen – Kardinal Marx bietet Rücktritt an“, zur Berichterstattung über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche (Politikteil) und zu „Institution katholische Kirche braucht keine Reformen“ (Leserbriefe):
Auch zölibatär lebende Priester haben sexuelle Begehren. Achtung und Respekt gebührt Kardinal Reinhard Marx, der bereit ist, Mitverantwortung zu übernehmen für sexuellen Missbrauch und Übergriffe in der katholischen Kirche. Nur das geht am Kern des Problems – sexueller Missbrauch durch Amtsträger – vorbei. Der Missbrauch wird hervorgerufen durch Unterdrückung menschlicher Wollust, Begierde und Trieben. Es ist das zölibatäre Leben, welches katholischen Priestern die sexuelle Enthaltsamkeit Zeit ihres Lebens als Ideal des Priesterdaseins in der römisch-katholischen Kirche erstrebenswert erscheinen lässt und suggeriert, über allen anderen Christen zu stehen und quasi „Bindeglied“ zwischen Gott und den Menschen zu sein. Ich kann nicht nachvollziehen, ob ein verheirateter Priester oder ein unverheirateter, zölibatär lebender Priester das Evangelium besser verkünden und den Menschen nahebringen kann. Ich meine, Gott hat die Menschen mit all ihren Trieben und Tugenden geschaffen, und der Zölibat steht meines Erachtens den menschlichen Bedürfnissen entgegen. Ist das Gottes Wille? Unterdrückte Bedürfnisse suchen sich ohnehin einen (nicht tolerierbaren) Ausweg wie sexueller Missbrauch oder Pädophilie. Sigmund Freud meint sogar, dass Störungen der Libidoentwicklung zu psychischen Problemen führen könnten. Wer asketisch leben möchte, soll das freiwillig entscheiden dürfen, nicht durch den Zölibat mehr oder weniger verpflichtet werden.
Jürgen Engelhardt
Stephanskirchen
Für künftige Bischofsrücktritte biete ich folgende verkürzte Texte anstelle seitenlangen Geschreibsels an: „Ich schäme mich so sehr über die sexuellen Missbräuche in der katholischen Kirche, dass ich hiermit von allen meinen Ämtern zurücktrete. Bitte genehmigen Sie das. Ich kann den Schaden nicht mehr gutmachen. Stattdessen will ich ab sofort einen vollwertigen Pflegedienst in einem normalen Altersheim leisten und zwar ohne Anrechnung auf den Pflegeschlüssel, also zur Entlastung des vorhandenen Pflegepersonals. Mein Vermögen vermache ich hiermit der katholischen Kirche zur Verwendung für wirklich soziale Zwecke.“ Viele Leute aus meiner Bekanntschaft schätzen den Papst – mit mir zusammen – sehr hoch ein. Ich vermute, dass ohne ihn schon viel mehr katholische Christen aus der Kirche ausgetreten wären. Ich wünsche ihm gute Gesundheit und ein recht langes Leben.
Dori Waltz
Oberaudorf
Wenn gläubige Katholiken überzeugt sind, dass ihre Kirche keine Reformen braucht, so ist das zu respektieren. Tatsache ist aber, dass in Europa nur noch eine Minderzahl keine Veränderung wünscht. Die katholische Kirche verliert weltweit Mitglieder. Im vergangenen Jahr haben 273771 Menschen allein in Deutschland die katholische Kirche verlassen, 22 Prozent mehr als im Vorjahr. Sie hängt an einem 1000 Jahre alten Priesterbild, sagt M. Kaufhold, Experte für mittelalterliche Geschichte. Die Ausführungen von Frau Möllers verdienen nicht die unsachliche Kritik. Denn sie sind zutreffend und dringend notwendig, damit die christliche Kirche nicht ihre große Bedeutung verliert.
Heinz Richter
Bernau
Solange der Papst mit seinem betagten Klerus die Schöpfungsordnung Gottes hartnäckig ignoriert, steht er mit seinem Gefolge, wie schon seit 1000 Jahren, weiterhin auf Tonfüßen. Gott hat Mann und Frau erschaffen. Die Familie ist das Fundament des Staates. Ohne Fundament wird auch die Institution katholische Kirche auf Dauer nicht bestehen können. Christus war und ist Mensch! Auch seine Nachfolger bleiben nach der Weihe Männer mit Herz, Leib und Seele und werden dadurch nicht zum Neutrum umfunktioniert. „Geh einfach Gottes Pfad, lass nichts sonst Führer sein. So gehst du recht und grad, und gingst du ganz allein.“ (Christian Morgenstern)
Ilse Sixt
Oberpframmern