Kardinal und Kirche an einem toten Punkt

von Redaktion

Zur Berichterstattung über das Rücktrittsangebot von Kardinal Marx (Bayernteil/Kommentar von Claudia Möllers):

Nur gut, dass Jesus Christus nicht vom Kreuz herabstieg, als es eng wurde. Herr Reinhard Marx wagt hingegen einen Befreiungsschlag. Wenn nicht amtsmüde, was ist er dann? Oder handelt es sich bei diesem medienwirksamen Vorgang um eine weitere Episode innerkirchlicher Machtspiele? Von einem Hirten erwarte ich andere Zeichen der Verantwortung für eine kirchliche Erneuerung.

Hans-Jürgen Langer

Rosenheim

Kardinal Marx hat ein Alarm-Signal gesetzt, die Kirche ist an einem toten Punkt angelangt, es ist fünf nach zwölf. Wir Gläubigen dürfen nicht wie dumme Lämmer weiter zuschauen wie bisher. Zehntausende vergewaltigte Kinder weltweit seit Jahrzehnten – das Wort Missbrauch ist eine unzulässige Verharmlosung. Kein Pfarrer sitzt im Gefängnis, kein verantwortlicher Bischof ist zurückgetreten.

Nicht nur in Kanada, wo gerade über 200 Kinderleichen am katholischen Internat gefunden wurde, auch in USA und Europa wurden in tausenden katholischen Internaten Kinder grausam misshandelt. Der rote Faden der unzähligen Kirchen-Verbrechen von den Hexenverbrennungen bis zu den heutigen Kindervergewaltigungen zieht sich durch.

Jahrzehnte lang hat sich die Kirche gar nicht um die Erhaltung der göttlichen Schöpfung, das heißt unserer Natur gekümmert. Im Gegenteil, sie hat sogar kräftig mit auf das Naturvernichtungs-Gaspedal gedrückt und mit ihren Industriebeteiligungen ihre Reichtümer gemehrt. Das bessert sich heute, aber eher als Feigenblatt.

Einer der schlimmsten Verhinderer der echten Reformen und Mitverursacher der heutigen Probleme war und ist noch Kardinal Ratzinger mit seinem Apparat (Ludwig Müller, Woelki und Tausende andere) und mit seinem üblen Netzwerker und Manipulant Gänswein.

Die einzige Sprache, die Kirchen-Machthaber verstehen, ist Geld. Eine sportliche Regel besagt: „Wenn du gewinnen willst, musst du im richtigen Augenblick nachgeben.“ Dieser Augenblick ist jetzt – das heißt: sofort aus der Kirche austreten, um eine Jesus-Kirche für Menschen und Menschlichkeit zu schaffen. Denkt daran, wie Jesus den Tempel von Gaunern und Geldwechslern gereinigt hat.

Vieles muss geändert werden: Aufhebung des Zölibats, Frauen als Pfarrerinnen, alle Sakramente für Gleichgeschlechtliche und Geschiedene, proaktive Zulassung der Empfängnisverhütung, überall in der Welt. Und vieles, vieles mehr.

Martin Cretnik

Prien

Eine Veröffentlichung des Briefes des Kardinals mit Zustimmung des Papstes ist wahrscheinlich keine Sensation. Der Papst konnte die Zustimmung leicht geben, zumal er selbst seine Meinung zum Ausweg aus der Krise der katholischen Kirche in dem Brief an das katholische Volk in Deutschland im Jahre 2019 darlegte. Wenn man die beiden Briefe vergleicht, ist die Meinung des Papstes diametral anders als die Einschätzung des Kardinals.

Wenn der Papst, wie es im Kommentar behauptet wird, die Veröffentlichung explizit gewollt hat, muss seine Intention doch anders sein als die, die Frau Möllers in ihrem Kommentar auslegt. Wahrscheinlich wollte der Papst uns nur erinnern, dass seine Meinung zum Ausweg aus der Krise unserer Kirche völlig anders ist.

Dr. Herbert Gluch

Rosenheim

Artikel 1 von 11