Zum Bericht „Die dunklen Seiten des Star-Autors“ (Bayernteil):
In dem Artikel wird in einem Interview mit Franz-Josef Rigo der Eindruck vermittelt, dass es neue Erkenntnisse zu den politischen Aktivitäten von Ludwig Thoma und seinen Hetzartikeln im Miesbacher Anzeiger gäbe. Dazu möchte ich anmerken, dass ich schon im Februar 2017 in einem Leserbrief an das OVB Thomas Mitgliedschaft in der von Großadmiral von Tirpitz gegründeten „Deutschen Vaterlandspartei“ angesprochen habe. 1917 war Thoma Gründungsmitglied des Bayerischen Verbandes dieser Partei.
Einige Anmerkungen halte ich für noch notwendig. Der in dem Artikel angesprochene Dietrich Eckart war engster Freund von Adolf Hitler, ja sogar Chefredakteur des „Völkischen Beobachter“ von 1921 bis 1923 und dem Hitler sein Buch „Mein Kampf“ widmete. Eckart gehörte dem Stammtisch im Miesbacher Bräustüberl an und spielte dort mit späteren „Nazi-Größen“ und Ludwig Thoma Tarock.
In den Jahren 1920/21 publizierte Ludwig Thoma insgesamt 167 Artikel im Miesbacher Anzeiger mit ungeheuren Hetztiraden gegen Linke, Juden und demokratische Kräfte der Weimarer Republik.
Zu der Frage, ob man heutzutage noch Thoma lesen sollte, antworte ich mit einem klaren Ja. Die Schilderungen einer untergegangenen bayerischen bäuerlichen Welt, gepaart mit deftigem aber auch hintersinnigem Humor, sind nach wie vor ein Lesevergnügen, wenn auch angesichts seiner unzumutbaren Aggressionen, mit einer gewissen Befangenheit. Dem hohen literarischen Anspruch ein „Volksschriftsteller“ zu sein werden nur noch Lena Christ und unübertroffen Oskar Maria Graf gerecht.
Gert Hilger
Waldkraiburg