Zu „Was Glauben leisten und welche Rolle er in unserer Zeit spielen kann“ (Leserbriefe):
Sekten sind Spezialisten im Erkennen der Schwächen und Ängste der Menschen. Charakteristisch sind definitionsgemäß der Absolutheitsanspruch, autoritäre Führungsstrukturen (charismatische Leitgestalt), Kontrolle und ausgeprägte Normierung des (Privat-)Lebens sowie zweifelhafte Missionsmethoden vorwiegend zur Gewinnung neuer Mitglieder. Beim Ablauf der Indoktrination werden Anwerbung, Einführung in die Heilslehre, Einbindung in die Gruppe, Entfremdung von der Umwelt und die Festigung der Heilslehre in den Vordergrund gestellt und an die Bedürfnisse der Menschen angepasst. Was bitte ist der Unterschied zur katholischen Kirche? Keiner!
Horst Tidhalm
Waldkraiburg
Die zeitgenössische Geschichtsschreibung hat Jesus völlig ignoriert. Das ganze außerchristliche erste Jahrhundert schweigt über ihn. Noch verwunderlicher berührt das Schweigen des jüdischen Historikers Josephus Flavius. Kurz nach dem Tod von Jesu geboren, veröffentlichte er um das Jahr 93 seine von der Weltschöpfung bis Nero führenden „Jüdischen Altertümer“, worin er alles festhielt, was seiner Meinung nach interessant war. Er nennt Johannes den Täufer, Herodes, Pilatus und Details des politischen und gesellschaftlichen Lebens, übergeht Jesus aber völlig, so wie es andere Geschichtsschreiber dieser Zeit auch taten. Die Christen veränderten deshalb im dritten Jahrhundert das Testimonium Flavianum dahingehend, indem der Jude Josephus darin nicht nur Jesu Wunder bezeugt, sondern sogar seine Auferstehung. Auch der jüdische Geschichtsschreiber Justus von Tiberias erzählt in seiner Chronik nichts von Jesus, obwohl er ein Zeitgenosse und Landsmann war. Das Wunder der Auferstehung vollzog sich, ähnlich wie das der Totenerweckung, in damaliger Zeit häufig. Der Mythos vom leidenden, sterbenden und auferstehenden Gott gehörte zu den charakteristischen Zügen der meisten Religionen. Ein Plagiat nach dem anderen. Was Priester von sich geben, ist uninteressant. Sie leben von diesen Geschichten und wollen trösten. Auch ihre märchenhafte Schöpfungsgeschichte musste die Kirche adaptieren. Sie wird sie wohl noch mehr anpassen müssen. Warum hat Gott vor 400000 Jahren nicht eine Jungfrau in Neandertal geschwängert? Er schuf sie doch auch nach seinem Ebenbild. Diese Menschen hatten wohl einfach Pech. Sie erfuhren nichts von der „frohen Botschaft“.
Richard Sturm
Raubling