Was die Pflegekräfte wirklich belastet und kaputt macht

von Redaktion

Zum Bericht „Mehr Geld ist nicht die Lösung“ (Lokalteil):

Wenn man eine Befragung der Pflegekräfte machen würde, käme man sicher zu einem anderen Ergebnis, als in der Überschrift des Artikels zu lesen ist. Denn wir reden über Schichtarbeit am Menschen. Wenn man vergleicht mit Autobauern wie zum Beispiel BMW oder Audi, wird man feststellen, dass deren Mitarbeiter um ein Vielfaches mehr verdienen und darüber hinaus eine Gewinnbeteiligung haben.

Nun, Geld ist das Eine, aber trotzdem sehr wichtig, weil es auch eine Wertschätzung der Arbeit widerspiegelt – und diese Wertschätzung fehlt gänzlich. Darüber hinaus das ewige Einspringen, wenn Kollegen krank sind. Woher kommt das, werden sich einige fragen. Es gibt keine Personalbemessung – und wenn, dann eine Mindestbesetzung. Und die ist, wie der Name schon sagt, auf Kante genäht. Die Pflege ist in vielen Fällen, wo es um Entscheidungen ihres Berufes geht, überhaupt nicht beteiligt, sondern wird fremdbestimmt. Die Pflege gilt als Hilfsberuf, die keinerlei selbstständige Entscheidungen treffen darf. Im Krankenhaus regieren der Arzt und der Kaufmännische Leiter. Wie im Artikel beschrieben, ist ein Krankenhaus ein Wirtschaftsbetrieb, in dem viele Entscheidungen nach der Wirtschaftlichkeit getroffen werden, wie zum Beispiel: Welche Operationen rentieren sich, und welche nicht?

Nun zurück zur Pflege. Es gibt kaum Pflegende, die ihr Rentenalter erreichen, denn die körperliche Belastung und der psychische Druck sind unermesslich hoch. Es gibt keine Pflegekräfte, die in den Aufsichtsräten der Kliniken (auch kommunale Träger) vertreten sind, es sei denn, dass sie politisch aktiv sind – und da sind sie nicht als Pflegende, sondern als Mitglied einer Partei vertreten (so war es bei mir). Auch berufspolitisch wird der Pflege keine Kammer zugestanden.

Ludwig Spirkl

Neumark-St. Veit

Der Bericht dieser Krankenschwester spricht wohl allen Pflegekräften, egal ob Krankenhaus, Altenheim oder Ambulanter Dienst, aus der geschundenen Seele. Seit Jahren wird am Personal gespart. Was früher fünf Pfleger geleistet haben, müssen jetzt gerade mal drei stemmen.

Wenn ein Kollege (eh nur im absoluten Ausnahmefall und mit schlechtem Gewissen) krank ist, machen halt nur zwei die Arbeit. Hauptsache, es ist getan. Dass dabei die Qualität vielleicht auf der Strecke bleibt, kann schon mal passieren, Pfleger sind auch nur Menschen und machen bei Dauerüberlastung genauso Fehler wie jeder andere.

Absolut zugrunde geht bei dieser sehr knapp getakteten Arbeitsweise die Menschlichkeit, weil keiner mehr ein paar Minuten hat für seinen Patienten, für ein paar liebe aufmunternde Worte, für das Halten einer Hand, für das Anreichen von Mahlzeiten. Dieses Fehlen von Zeit für Zuwendung macht jeden Pfleger kaputt und mürbe. Da braucht sich keiner wundern, dass es kaum noch Auszubildende gibt. Nicht (nur) die Bezahlung ist ein Problem, auch die unregelmäßigen Arbeitszeiten haben einen faden Beigeschmack und sind nicht gerade ideal für soziale Kontakte und die Gesundheit. Wer in der Pflege arbeitet, macht das sicher nicht für die große Kohle, sondern weil der Beruf erfüllend sein kann und nah am Menschen ist. Leider gibt es zu viele „Schwurbler“, die viel reden, nichts zustandebringen und das Pflegesystem komplett kaputtmachen, während die Pflegekräfte auf dem Zahnfleisch daherkommen. Und mit „Schwurbler“ meine ich keineswegs die sogenannten Corona-Querdenker, sondern (wohl nur von ihresgleichen) hochangesehene Politiker und Manager. Jawohl, genau diejenigen, die das unsägliche „Balkonklatschen“ erfunden haben. Da kommt man sich als Pflegekraft nur verarscht vor!

Johanna Barthelme

Triftern

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