Zu den Berichten über den Abgang des deutschen Marine-Chefs Kay-Achim Schönbach (Politikteil):
Ein weiteres Mal bleibt mir nur Entsetzen ob der Signale, die durch unsere Bundesregierung ausgesendet werden, diesmal bezüglich der Äußerungen von Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach. Er sprach mir und sicher auch vielen anderen Lesern meiner Generation aus dem Herzen. Mein Vater geriet 1945 nach sechs grausamen Kriegsjahren in vierjährige russische Kriegsgefangenschaft. Als Jugendliche hielt sich mein Interesse an den Kriegserzählungen meines Vaters in Grenzen, aber ich erinnere mich sehr gut daran, dass er nie schlecht über „die Russen“ gesprochen hat. Was aus der Zeit mit meinem Vater jedoch ganz fest in mir verankert blieb, ist der tiefe Wunsch nach Frieden, auch mit Russland. Dazu braucht es gegenseitigen Respekt und eine Beziehung auf Augenhöhe. Die Tatsache, dass eine solche Forderung zum Rücktritt und Widerruf eines hohen Offizieres führt, macht mich fassungslos, zumal die Grundlage eines jeden politischen Handelns ein Perspektivwechsel dieser Art sein sollte. Bleibt mir nur von ganzem Herzen zu hoffen, dass es trotz dieses Schauprozesses nach dem Motto „bestrafe einen, erziehe 100“ viele Menschen in- und außerhalb der Bundeswehr gibt, die wie ich, Schönbachs Meinung teilen. Es sind nur wenige Kriegsgewinnler, die meinen, sie können mit Propaganda Kriege schüren, die sie dann noch reicher machen. Ich fordere alle Politiker auf, endlich wieder den Menschen in den Mittelpunkt ihres politischen Handeln zu stellen.
Gertraud Angerpointner
Anger