Hoffnung auf Erneuerung der Kirche bleibt

von Redaktion

Zum Artikel „Viele Gläubige sind entsetzt“ und zur Berichterstattung über den Missbrauchsskandal und zu Leserbriefen (Rosenheim und Region):

Auch mich hat das Missbrauchsgutachten, welches von der Diözese München-Freising in Auftrag gegeben wurde, tief erschüttert. Ebenso wie das, was in der ARD-Doku „Wie Gott uns schuf“ nicht heterosexuell lebende Menschen von ihren Leiden berichtet haben, die sie in ihrer Kirche ertragen mussten. Und es würde mich nicht wundern, wenn demnächst auch noch die von der Amtskirche geleugneten Priesterfrauen beziehungsweise die versteckt lebenden Kinder von Klerikern an die Öffentlichkeit treten und von ihrem Schicksal berichten würden. Wie konnte alles nur solange, über Jahrzehnte, verdeckt bleiben? Die Kirche genoss ein zu großes Vertrauen, welches jetzt zerrinnt wie der Schnee in der Sonne! Man dachte, die Kleriker seien von Gott auserwählte Menschen, die moralisch gar nicht (soweit) fehlen können. Und jetzt? Was ist Gott für einer, der die Seinen solche Verbrechen machen lässt? Da kann nebst dem Vertrauen in die Amtskirche auch noch der Glaube an Gott zerbrechen! Nach wie vor bin ich jedoch überzeugt: Gott ist die Liebe und er führt auf Wege der Liebe. Offensichtlich sind aber eine Reihe von kirchlichen Würdenträgern von ihrer eigenen Herrlichkeit mehr als von Gott eingenommen gewesen. Ich bleibe trotzdem in der Kirche, weil es in ihr auch die Menschen gibt, die sich von der Liebe Gottes berühren lassen, diese Liebe weitergeben und so mithelfen, dass Leben gedeiht. Und weil ich die Hoffnung habe, dass eine vollständige Aufarbeitung des Geschehenen, eine radikale Erneuerung der Kirche von innen sowie eine verlässliche Kontrolle von außen möglich sind. Der synodale Weg ist ein guter Beginn.

Walter Scherbaum

Prien

Wer hat unser Erzbistum eigentlich gezwungen, diesen Priester H. aus Essen zu übernehmen? Ein Normalbürger, der sich an Kindern vergreift, kommt ins Gefängnis und ist sich dort tagtäglich seines Lebens nicht mehr sicher, denn in der dortigen Hierarchie sind diese vogelfrei. Ein Priester, der dieses abscheuliche Verbrechen begeht, wird lediglich versetzt. Warum hat Herr Kardinal Ratzinger hier nicht gründlich ermittelt? Vielleicht hat er um sein Leben gefürchtet, denn die katholische Kirche ist bei echten und vermeintlichen „Reformern“ nicht zimperlich, siehe Papst Johannes Paul I.

Hans Stummer

Gars

Die Aussage von Marianne Mayer – Lektorin an der Stadtpfarrkirche in Kolbermoor – Kirchenaustritte mit Gottlosigkeit gleichzusetzen, ist etwas zu denkvereinfachend dargestellt. Und dies anhand der Probleme, mit denen die Kirche in der Gegenwart befasst ist.
Jesus jedenfalls hätte ihr gerade als Katechetin wohl geraten, den Konsens mit den Austrittswilligen zu suchen, anstatt sie von vorneherein zu verurteilen. Dies erinnert zu sehr an das Gebaren der römisch-katholischen Kirche in früheren Jahrhunderten. Woher weiß Frau Mayer angeblich so genau, dass der Aufwall gegen die schon lange vorhandenen Missstände in der Institution Kirche mit Gottlosigkeit zu tun hat? Sind es nicht vielmehr diese Personen, die sich ernsthafte Gedanken um den Wesensgehalt unserer Kirche gemacht haben und nun allein aufgrund des institutionsrettenden, langjährigen Schweigens maßlos enttäuscht sind? Kann deshalb unsere Kirche in ihrer jetzigen Verfassung noch als ein Ort der religiösen Besinnung gesehen werden, wenn verwirrende Umstände in ihr die Transzendenz der Gedanken stören?

Erich Endter

Kolbermoor

Das veröffentlichte Gutachten belastet die Verantwortlichen schwer. Ich frage mich, welche Rolle dabei die Erziehungsberechtigten, also das Elternhaus von den betroffenen Minderjährigen, spielt. Wussten die Erziehungsberechtigten von dem Missbrauch? Falls ja, inwieweit sind sie eingeschritten?

Helmut Materna

Mühldorf

Lektorin Marianne Mayer empfindet immerhin den Missbrauch schutzloser Kinder durch katholische Würdenträger als schlimm, um dann aber die Impfpflicht als Missbrauch zu kritisieren. Die Impfpflicht hat die Intention, die Geimpften vor den Folgen einer Corona-Erkrankung zu schützen, aber auch deren Mitmenschen. Damit stellt sie einen Akt der Nächstenliebe, ein zutiefst christlicher Wert, dar. Dies mit den jahrzehntelang unter Zwang ausgeführten sexuellen Handlungen an wehrlosen Kindern durch Mitglieder der katholischen Kirche gleichzusetzen, ist unterirdisch und ein weiterer Schlag in das Gesicht der missbrauchten Opfer. Mit solchen „Christen“ wie Frau Mayer lässt sich die Austrittswelle aus der Kirche gut nachvollziehen. Diese Pervertierung von Moralvorstellungen zeigt sich auch darin, wenn ein fanatischer Querdenker in Leserbriefen zum Märtyrer und der Staat zum Schuldigen erklärt wird. Wer Impfpässe fälscht, begeht Betrug, gefährdet das Leben und die Gesundheit anderer. Der Staat tut nichts als seine Pflicht, wenn er gegen Fälschungen jeglicher Art vorgeht. Der Mann aus Königs Wusterhausen war tief in die Querdenker-Szene abgerutscht, behauptete etwa, durch Kontakt mit einem geimpften Freund Gürtelrose bekommen zu haben, und ermordete seine Familie, obwohl ihm als Ersttäter nur eine Geldstrafe, keine Haft, geschweige denn der Entzug der Kinder drohte. Solche „Familienväter“ sind keine Vorbilder oder Märtyrer, sondern stellen für sich und ihre Umwelt eine Gefahr dar, die einem Angst machen muss, da sie in ihrem vernagelten Fanatismus auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen.

Bernward Schmidt

Prutting

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