Zu den Berichten über den Krieg in der Ukraine (Politikteil und Lokalteil):
Wer glaubte, der Kanzler der stärksten Wirtschaftsnation Europas würde die Lieferung von schwerem Gerät in die Ukraine beispielgebend vorantreiben, hat sich geirrt. Wehrpflichtige in den 70er-Jahren trafen damals auf den SPD-Kanzler Helmut Schmidt und seinen SPD-Verteidigungsminister Schorsch Leber, unter denen die Bundeswehr zu den am besten ausgerüsteten Streitkräften der Nato zählte. Unter dem ehemaligen Wehrdienstverweigerer Olaf Scholz ist das Vergangenheit – wie zum Beispiel die gesamte Heeresflugabwehrtruppe, die auch in Traunstein stationiert war.
Hans Rentz
Waging
Historische Kenntnisse wären durchaus hilfreich: Den Sieg über Deutschland hat nicht Russland, sondern die Sowjetunion errungen. Das ist keine Wortklauberei, denn Bestandteil der Sowjetunion war auch die Ukraine, die einer der Hauptkriegsschauplätze des Zweiten Weltkrieges war. Neben völlig verwüsteten Landstrichen hatte die Ukraine etwa acht Millionen Tote zu beklagen, ein Viertel der Bevölkerung.
Genau deshalb wäre es durchaus angemessen, am 9. Mai statt Moskau auch einmal Kiew zu besuchen. In Anbetracht des Unrechts, das Nazi-Deutschland der Ukraine angetan hat, ist es absolut deplatziert, sich über die durchaus eher ruppigen Äußerungen eines Botschafters Melnyk zu echauffieren. Dem brutalen Angreifer Russland gegenüber halten wir uns unserer alten Schuld wegen dezent zurück. Und bei der angegriffenen und von uns oft übergangenen Ukraine (Nord Stream 2) spielen wir bei einer zumindest genauso großen Schuld die Beleidigten?
Auch die Wiedervereinigung verdanken wir der Sowjetunion, nicht Russland. Herr Pfannkuchen behauptet frech in seinem Leserbrief, der US-Verteidigungsminister habe in Ramstein die wirtschaftliche und militärische Vernichtung Russlands gefordert. Wahr ist, dass er davon sprach, „Russland so zu schwächen, dass es solche Dinge wie die Invasion in die Ukraine nicht mehr tun kann.“ Schwächung ist keine Vernichtung.
Bernward Schmidt
Prutting
Vor 77 Jahren fuhr ich in einem Kriegsgefangenen-Transport von Posen ab, um nach einigen Wochen in Sibirien zu landen. Mit mir kamen Endes des Krieges Millionen weitere Soldaten in Gefangenschaft – unter anderem auch nach Russland, wo alleine etwa zwei Millionen umkamen. Als Überlebender durfte ich erst nach fünf Jahren heimkehren.
Kein Soldat hat diesen Krieg gewollt. Alle waren wir Opfer der Politik. Doch in den vielen Festreden unserer heutigen Politiker findet sich kein Wort eines ehrenden Gedenkens. Stattdessen hören wir nur einseitige Schuldbekenntnisse, die uns zum Alleinschuldigen stempeln.
Paul Rohkst
Kolbermoor
Während Russland seine Verpflichtungen aus dem Gas- und Ölgeschäft erfüllt, also ein zuverlässiger Geschäftspartner ist, hat Deutschland Sanktionen verhängt und damit ohne Not einen Wirtschaftskrieg begonnen. Deutschland wurde nicht angegriffen, und deshalb halte ich Sanktionen für nicht mit der UN-Charta vereinbar. Wie naiv ist es, immer neue Sanktionen zu verhängen und zu hoffen, dass Russland keine Gegenmaßnahmen ergreift, weil es von den Devisen-Einnahmen abhängig ist?
Deutschland verhindert, dass Nord Stream 2 in Betrieb geht. Ich gehe davon aus, dass mit Russland langfristige Lieferverträge mit einem günstigen Preis bestehen. Wenn die Preise für Gas trotzdem gewaltig steigen, dann sind es die Versorger, die den Rahm abschöpfen und den Bürger ausnehmen.
Kann man erfahren, wie lange die Verträge laufen, welcher Preis vereinbart ist und was das Flüssig-Gas kostet? Das ist sicher ein Geschäftsgeheimnis, von dem niemand erfahren darf. Ich kann nicht erkennen, dass die Sanktionen der Ukraine geholfen haben. Sie schaden nicht nur Russland, sondern auch uns.
Alfons Schwarzenböck
Aschau
Das Benzin hat sich infolge des Ukraine-Krieges erheblich verteuert. Durch das geplante Öl-Embargo gegen Russland wird sich das Benzin verknappen und weiter verteuern. Was kann man gegen Preissteigerungen von bestimmten Produkten tun? Ganz einfach: Man geht mit ihnen sparsamer um.
Beim Straßenverkehr heißt das: Es muss Benzin gespart werden. Dies kann auf zweierlei Weise geschehen. Erstens, indem man Fahrverbote verhängt, wie zum Beispiel autofreie Sonntage, was Kanzler Schmidt 1974 vorexerziert hat. Oder zweitens, indem man Geschwindigkeitsbeschränkungen einführt. Zum Beispiel drastische Tempolimits auf Straßen (80 km/h) und Autobahnen (100 km/h). Nicht aber mit dem halbherzigen Ländervorschlag von 130 km/h. Wenn schon sparen, dann richtig.
Diese Tempolimits würden die meisten Autofahrer kaum schrecken, weil sie zum Beispiel auf Autobahnen ohnehin schon in der Regel zwischen 100 und 120 km/h hin- und herpendeln. Schwerer würde die Umstellung der Minderheit von Schnellfahrern fallen, weil diese auf ihre gewohnte Raserei (150 bis 200 km/h) verzichten müssten. Aber dieses wäre ein „Opfer“ zugunsten der Ukraine. Dort geht es schließlich um Leben oder Tod. Und bei unserer Wirtschaft um Aufschwung oder Niedergang.
Angesichts solcher existenzieller Gefahren wären Tempolimits ein viel geringeres Übel, das mit gutem Willen und Solidarität leicht verkraftet werden könnte. Tempolimits müssten in dieser drastischen Form ja nicht für immer gelten. Sondern nur so lange, bis der Krieg zu Ende ist und die Verhältnisse sich wieder normalisiert haben. Das Ganze kann nur gelingen, wenn die Deutschen bereit sind, über ihren eigenen Schatten zu springen und sich über ein tief verwurzeltes Tabu hinwegzusetzen.
Ulrich Kretzschmar
Prien
Über die Nato und ihren „wirtschaftlichen Ableger EU“ lässt sich sagen: Wer solche tollen Freunde und Partner hat wie den „kranken Mann vom Bosporus“, die PIS-Parteigänger unserer polnischen Nachbarn oder den Russland-affinen Magyaren Òrban, die oft egoistisch und erpresserisch innerhalb der Gemeinschaft auftreten, der braucht sicherlich keine Feinde wie den russischen Diktator und Aggressor Putin. Der versucht verzweifelt, sein erodierendes Sowjetimperium zu retten.
Jürgen Engelhardt
Stephanskirchen