Es geht nur noch um Aufbewahrung der Kinder

von Redaktion

Zum Interview „Scharfs Plan ist ein Desaster“ (Politikteil):

„Die bayerischen Familien brauchen eine verlässliche Kita-Betreuung“, sagt Ministerin Scharf. Dem stimme ich zu. Schließlich ist mittlerweile Kinderbetreuung „das Fundament des modernen Arbeits- und Familienlebens“.

Möglichst früh Fremdbetreuung wird forciert von Politik und Wirtschaft. Die Ministerin spricht sich für größere Gruppenstärken und den Einsatz von mehr geringer qualifiziertem Personal aus. Dies ist eine „Watschn“ ins Gesicht der pädagogischen Fachkräfte und zeigt fehlende Wertschätzung für unsere Berufsgruppen. Die „Experimentierklausel“ des Bayerischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz ist meiner Einschätzung nach dafür da, sich pädagogisch auf neues Terrain zu begeben – mit dem Ziel, Qualität zu schaffen. Nun soll sie dafür verwendet werden, Mini-Kitas, größere Gruppen, Einstiegsgruppen und fehlendes Fachpersonal mit nicht qualifiziertem Personal zu legitimieren. Es geht hier nur mehr um die Aufbewahrung der Kinder. Ungerecht den Kindern gegenüber. Eine bodenlose Frechheit den Familien und Pädagogen gegenüber.

Ich arbeite seit Mitte der 1980er-Jahre als Erzieherin in einem ländlichen Kindergarten. Unsere Trägervertretung setzt auf Qualität und nicht auf Quantität, und dafür bin ich sehr dankbar. Mit den Vorstößen wird kein Personal gehalten, die Qualität der Einrichtungen verschlechtert sich rapide, und es verstärkt den Fachkräftemangel. Wir Erzieher tragen große Verantwortung für eine gesunde Entwicklung der Kinder und fordern seit Jahren kleinere Gruppen, mehr Personal und ein höheres Ausbildungsniveau. Mit dieser „Experimentierklausel“ wird dies gänzlich mit „Füßen getreten“. Statt in Bildung hat die Regierung in Gebührenentlastungen investiert. Ein Desaster.

Andrea Steiner

Vagen

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