Zum Bericht „Wir brauchen die kritischen Geister“ (Bayernteil):
Kardinal Marx will zwar die „Reformen“, die durch die Abstimmungen auf der vierten Synodalversammlung beschlossen wurden, „nur gemeinsam“ mit den Gläubigen umsetzen, rechnet aber nicht damit, dass viele der Gläubigen ihre Zustimmung schlicht verweigern. Denn was sich als Reform bezeichnet, hat nichts mehr mit den Lehren Jesu Christi und der Kirche zu tun, sondern spiegelt ungeschminkt die Ideologie des Zeitgeistes wider.
An der Abkehr vom bisherigen Glaubensgebäude ist nicht nur die widersinnige Instrumentalisierung der „Missbrauchskrise“ schuld, sondern langjährige katechetische Untätigkeit vieler Bischöfe einerseits und relativierende Interpretationen von Schrift und Tradition durch Theologen andererseits. Die kirchliche Leitung hat sich einer glaubensfernen neuheidnischen Welt ausgeliefert, weil sie den grundsätzlichen Gegensatz zwischen Reich Gottes und dem Geist der Welt aus den Augen verloren hat. Deshalb sind alle Maßstäbe sittlicher Unterscheidung abhandengekommen und grenzenloser Toleranz und „Antidiskriminierung“ gewichen.
Für katholische Christen bietet die Liturgie der heiligen Messe geistliche Belehrung und Halt, für die Glaubensveränderer jedoch kaum mehr als überkommene zeremonielle Formeln, die sie unverstanden über sich ergehen lassen oder nach Belieben zurechtdeuten. Kirchenaustritte werden nach den synodalen Beschlüssen mitnichten zurückgehen. Es wird eintreten, was Jesus gesagt hat: „Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, wird es weggeworfen und von den Leuten zertreten.“ (Mt 5,13).
Armin Rieble
Stephanskirchen