Zu den Berichten über das 49-Euro-Ticket (Politikteil):
Viele Fern-Pendler werden das neue Ticket begrüßen. Es reduziert die Fahrtkosten und ist als digitales Abo für sie einfacher in der Handhabung. Manchen beschleicht der Eindruck, die Politik fokussiert sich auf diese Klientel. Bei der Entfernungspauschale bedeuten die beschlossenen 38 Cent pro Kilometer eine Erhöhung um 27 Prozent gegenüber 2004. Alle Arbeitnehmer wurden zudem mit der Energiekostenpauschale bedacht, und zwar ohne Abschlag für anderswo gewährte Verbesserungen. Pkw-Nutzer unter den Pendlern konnten auch die temporäre Senkung der Mineralölsteuer, andere das Billig-Ticket für den ÖPNV nutzen. Und manchen Arbeitnehmern erstattet der Arbeitgeber die Fahrtkosten. Andere sparen, indem sie vernünftigerweise Fahrgemeinschaften bilden.
Dabei argumentieren Experten gegen die Entfernungspauschale. Sie ist eine der Ursachen für Zersiedlung. Je weiter weg vom Arbeitsplatz, umso höher die Förderung. Allerorten muss die Infrastruktur in Form von Straßen, Gleisen und Strommasten nachfolgen.
Rentner und Pensionäre waren im Sommer starke Käufer des 9-Euro-Tickets. Beim 49-Euro-Ticket werden diese aber vermutlich nicht Schlange stehen. Das typische Bedarfsprofil eines solchen Gelegenheit-Fahrers passt kaum zum neuen Angebot eines elektronischen Abos. Entweder muss man immer wieder monatsweise kündigen oder gerät in Verlustgefahr. Dafür ist das Ticket, anders als zuvor, aber zu teuer. Vielleicht ist das genau das Kalkül unserer schlauen Politiker: Jedes nicht gekaufte Ticket muss nicht von Land und Bund subventioniert werden, löst keine variablen Betriebs-Kosten aus und mindert den Druck auf einen Leistungs-Ausbau des ÖPNV. Es ist absurd, aber wenn sich Rentner und Pensionäre verweigern, wäre das ein Erfolg.
Norbert Vogel
Schechen