Zum Leserbrief „Der Mensch ist das Problem“ (Leserbriefseite):
Dass Herrn Neumaier Rehe glücklich machen, freut mich. Als Förster und Jäger sind auch mir Rehe wichtig. Aber das Aufkommen von standortsgemäßen, gemischten Waldverjüngungen war mir wichtiger als ein hoher Rehwildbestand. Manche Aussagen des Herrn Neumaier kann man teilen. Der Hammer ist aber folgendes Zitat: „Es ist doch selbstverständlich, dass man die Jungbäume mit Zäunen schützt. Drei, vier Jahre, dann sind die aus dem Äser gewachsen, dann kann der Zaun weg. Und es ist auch nicht so aufwendig.“
Damit verdreht Herr Neumaier die Rechtslage und belegt, dass er von den hohen Kosten beziehungsweise dem großen Arbeitsaufwand für den Zaunbau, der notwendigen Zaunkontrolle und dem Zaunabbau keine Ahnung hat. Die erforderliche Standzeit eines Zauns beträgt keineswegs nur drei bis vier Jahre, sondern im Regelfall zehn bis 15 Jahre bei Buche und Tanne. So lange sind Zäune regelmäßig zu kontrollieren, ob sie noch wilddicht und instandzuhalten sind. Die Kosten pro Hektar eingezäunter Waldfläche variieren natürlich stark nach Zaunform, -größe und Gelände.
Ein Beispiel: Eine quadratische Fläche von einem Hektar wird mit 400 Metern Drahtgeflecht gezäunt. Dabei entstehen Gesamtkosten (Material und Arbeit) in Höhe von etwa 4000 Euro. Somit kann der Zaun schon aus Kostengründen niemals die Regel, sondern nur eine Ausnahme sein. Schließlich müssten die hohen Kosten von den Waldbesitzern zugunsten einer dem Wald nicht zuträglichen Jagdausübung aufgebracht werden.
Mit der „Krücke Zaun“ hat der Waldbesitz jahrzehntelang schlechte Erfahrungen gemacht: Zäune sind für eine großflächige Anwendung viel zu teuer und mit zunehmender Standdauer oft nicht mehr wilddicht. Die zitierten Aussagen des Herrn Neumaier sind grundfalsch und zynisch.
Hans Soyer
Rosenheim