Zum Bericht „Gefährlich knappe Medizinprodukte“ (Politikteil):
Immer öfter kann man in Diskussionen und Zeitungsartikeln den Begriff der Resilienz hören oder lesen. Man könnte ihn mit Widerstandsfähigkeit übersetzen. Aber dies ist zu ungenau. Eine knorrige, alte Eiche kann einem Sturm widerstehen, aber es kann sein, dass ein Orkan sie umwirft. Ein Schilfrohr leistet auch einer solchen Kraft Widerstand, weil es die Fähigkeit besitzt, beweglich zu reagieren und in den alten Zustand zurückzufedern.
Man kann diesen Gedanken auch in die Politik übertragen. China reagiert mit Dauer-Lockdowns auf Corona. Xi Jinping hat sich immer wieder verächtlich geäußert über das Verhalten der westlichen Demokratien, weil sie in seinen Augen nicht in der Lage wären, angemessen zu reagieren.
Inzwischen zeigt sich, dass auch die Antwort Chinas auf die Epidemie keineswegs überzeugend ist. Eiche statt Schilfrohr. Wir haben zurzeit noch mit einer Reihe von anderen Herausforderungen zu kämpfen: Umweltkatastrophe, Ukrainekrieg, Arbeitskräftemangel, schlecht ausgestattete Gesundheitsämter, knappe Medizinprodukte und so weiter. Wie auf diese verschiedensten Herausforderungen reagieren?
Die Antwort auf unsere vielfältigen Probleme kann nur lauten: Abbau von Bürokratie. In Deutschland gibt es so viele kluge Köpfe, die schon erstaunliche Erfindungen im Bereich der erneuerbaren Energien gemacht haben. Sie wurden alle zum großen Teil erstickt im Dschungel von Vorschriften.
Ein zartes Pflänzchen Hoffnung gibt es aber schon. In erstaunlich kurzer Zeit wurden LNG-Terminals errichtet. Wir stehen vor gewaltigen Umwälzungen, die von uns viel Resilienz verlangen werden. Aber es müsste die Resilienz eines Schilfrohrs sein.
Josef Grundner
Stephanskirchen