Zum Bericht „Die Frage aller Fragen an den Nikolaus“ (Bayernteil):
In dem Artikel wird „Die Frage aller Fragen an den Nikolaus“ beantwortet. Die zauberhafte Vorweihnachtszeit, so wird argumentiert, ist „die Zeit im Jahr, in der endlich alles möglich ist“. Sogar, dass „der Nikolaus mit seinem dicken Bauch durch den Kamin rutscht und eure Stiefelchen befüllt“. Hier werden – wieder einmal – zwei Überlieferungen in unsachgemäßer Weise vermischt: die Gestalt des Bischofs Nikolaus und die des Weihnachtsmannes.
Nikolaus von Myra ist einer der bekanntesten Heiligen der Ostkirchen und der lateinischen Kirche. Nikolaus wirkte in der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts als Bischof von Myra. Seine Verehrung beruht auf seinem vorbildlichen Wirken für Arme, Benachteiligte und Kinder.
Der Weihnachtsmann ist eine Symbolfigur weihnachtlichen Schenkens, die in Deutschland und in der übrigen Welt seit dem 19. Jahrhundert populär ist. Dargestellt wird er als rundlicher, alter Mann mit langem, weißem Rauschebart und rotem Gewand. Die Coca-Cola-Company nutzte ab 1931 alljährlich zur Weihnachtszeit diese Darstellung für eigene Werbekampagnen.
In dem Beitrag werden diese beiden Traditionen vermischt, sodass weder der Weihnachtsmann noch der heilige Nikolaus in seiner Eigenart erkennbar ist. Dann entstehen unsinnige Vorstellungen wie, dass der „Nikolaus mit seinem dicken Bauch durch den Kamin rutscht“. Auch, dass der „dicke Bauch“ vom Weihnachtsmann kommt, der Kamin ebenso, wie die überall zu besichtigenden kletternden Weihnachtsmänner an den Hausfassaden bezeugen. In keiner der vielen Legenden um Bischof Nikolaus wird je von seinen Kletterkünsten berichtet. Und man stelle sich nur vor, wie der Bischof Nikolaus aussähe, wenn er mit Stab und Ornat durch den Kamin ins Wohnzimmer kommen würde.
Manfred Dirrigl
Rosenheim