Wildbestand muss waldverträglich sein

von Redaktion

Zum Leserbrief „Große Gier der Forstlobby“ (Leserbriefseite):

Wild gehört zum Wald, aber die „Dosis“ des Wildbestandes muss waldverträglich sein. Wenn Herr Treiber von „das ein oder andere Bäumchen anknabbern“ (Zitat) redet, beschreibt er (unbewusst) einen Idealzustand, mit dem der Wald und seine Besitzer gut leben könnten. Realität aber ist, dass laut Forstlichem Gutachten 2021 in der Hälfte der Hegegemeinschaften der Wildverbiss zu hoch ist.

Durch den selektiven Verbiss verschwinden ausgerechnet die Mischbaumarten Eiche, Edellaubhölzer, Tanne und andere, die klimatolerantere Wälder dringend brauchen. Die durch Hitze, extreme Trockenheit, Stürme und Schädlingsbefall verursachten Schäden infolge des Klimawandels haben bundesweit zu circa 300000 Hektar Kahlflächen und rund 200 Millionen Festmetern Schadholz geführt.

Betroffen sind neben der Fichte auch Buche und Kiefer. Viele Waldbesitzer sind durch den extremen Verfall des Holzpreises und enorme Verluste an stehendem Holzvorrat in eine Existenzkrise geraten. Wiederaufforstungen größerer Kahlflächen sind teuer und besonderen Gefährdungen ausgesetzt. Circa 30 Jahre lang stehen den Kosten keine Reinerträge gegenüber. Da erscheint der Rundumschlag des Herrn Treiber gegen die angeblich geldgierigen Waldbesitzer absolut unangebracht. Schäbig finde ich die Aussage, dass der Klimawandel „gar nicht so wichtig ist, sondern nur dazu da ist, um beim Wähler noch höhere Wildabschüsse und millionenschwere Subventionen für die Waldbauern zu rechtfertigen“.

Wenn der Staat die Wiederaufforstung von Schadflächen und den im Zeichen des Klimawandels gebotenen Bestandsumbau mit Zuschüssen fördert und die Jäger dafür sorgen, dass nicht zu viele Bäumchen dem Wildverbiss zu Opfer fallen, geschieht das auch im wohlverstandenen Interesse der Allgemeinheit, denn: „Der Wald geht uns alle an“ (Denkschrift der Waldbesitzervereinigung Rosenheim).

Hans Soyer

Rosenheim

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