Mühldorf – Stephanie Moßbacher, Tochter von Gründer Michael Moßbacher, gehört seit 2020 zur Geschäftsleitung von Byodo. Die Corona-Pandemie hatte da gerade begonnen, die veränderten Lebensverhältnisse brachten viele Menschen dazu, hochwertiges und biologisch einwandfreies Essen zu kochen. „Markenpolitisch haben wir extrem profitiert“, sagt Moßbacher im Rückblick. Seit vergangenem Jahr leitet sie das Unternehmen.
Vor allem der Bio-Supermarkt „Feinsinn“ in Mühldorf profitierte vom veränderten Bewusstsein, aber auch die Byodo-Marken in anderen Bioläden und ausgewählten Supermärkten fanden mehr Käufer als früher. Das glich den Rückgang im Gastro-Bereich, den Byodo während der Pandemie verzeichnete, mehr als aus. Der Umsatz kletterte 2022 von 27,2 Millionen Euro auf 34 Millionen Euro. „Das war super für die schwere Zeit“, sagt die 33-Jährige.
Teuerung treibt
Kunden in Billig-Läden
Nach zweistelligem Zuwachs zu Beginn von Corona, krachte das Wachstum jedoch auf magere 0,3 Prozent, als die Pandemie nachließ. Heuer soll der Umsatz um mehr als eine Million Euro zulegen, das sind mehr als drei Prozent. Neben dem Ende der Pandemie macht Moßbacher die extreme Teuerung für das gebremste Wachstum verantwortlich. „Viele sind zu preiswerteren Lebensmitteln zurückgekehrt“, sagt sie. „Ziel ist es deshalb, Bio dauerhaft bei den Kunden zu etablieren.“ Das bleibe die wichtigste Aufgabe von Byodo. „Wir wollen Bio-Lebensmittel so weit im Bewusstsein der Menschen verankern, dass sie auch im normalen Leben darauf setzen.“
Mit diesem Ansatz stellt sie sich in die Tradition ihres Vaters Michael Moßbacher und dessen Frau Andrea Sonnberger. Die beiden haben Byodo in Mühldorf groß gemacht und bleiben dem Unternehmen weiter als Gesellschafter neben der neuen Chefin verbunden.
Um Bio zu stärken, hat Moßbacher die Konzentration auf die traditionellen Biomärkte abgelegt und Byodo vorsichtig ausgewählten Supermärkten geöffnet. So stehen Byodo-Produkte seit 2022 in den Regalen von Edeka Südwest. „Wir wollen für den Kunden da auffindbar sein, wo er hochwertige Biolebensmittel sucht“, sagt Stephanie Moßbacher. „Wir haben das klare Ziel, uns je nach Nachfrage dort zu positionieren, wo es ein Markenumfeld gibt, dass unserer Wertigkeit entspricht.“
Dabei zeigt sich Moßbacher offen für die allgemeine Entwicklung. So bewirbt sich der Discounter Aldi selbst als größter Bio-Anbieter Deutschlands. „Wenn das hilft, dass Bio bei den Leuten ankommt und neuer Standard und neue Normalität wird, ist das für mich okay“, sagt sie. Sie geht davon aus, dass es künftig wie bei anderen Lebensmitteln auch neben dem Massen- auch einen Premiumbereich geben wird.
Weil Anbieter wie Byodo aber auch Nachhaltigkeit und soziale Qualität ihrer Produkte garantieren, sieht Moßbacher trotz der höheren Preise für Byodo-Produkte einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den großen Discountern: „Das wird Aldi nicht bieten können.“ Byodo-Produkte im Discounter-Bereich anzubieten, schließt Stephanie Moßbacher aus.
Nach Angaben der jungen Chefin und Miteigentümerin haben sich die unterschiedlichen Marktbereiche der Mühldorfer Firma unterschiedlich entwickelt. „Der Spartenmix stellt eine wesentliche Risikodiversifikation dar, sodass wir in Krisenzeiten wie momentan trotzdem wachsen können“, sagt sie. Der Gastro-Bereich ging während Corona stark zurück, seit 2022 steigen die Umsätze in diesem Bereich aber wieder. Nicht zuletzt deshalb, weil Byodo auch in Kliniken engagiert ist.
Kinder als Schlüssel
zum Umdenken
Die Entwicklung des hauseigenen Supermarkts „Feinsinn“ sieht Moßbacher positiv. Kunden, die während der Corona-Pandemie weggeblieben seien, „werden zurückkommen“.
Seit einigen Jahren beliefert Byodo auch die städtischen Kindergärten und Kindertagesstätten in Mühldorf mit frischem Essen – für Stephanie Moßbacher ist das ein „reines Herzensthema“, aber kein Kerngeschäft. Auf drei Prozent Umsatzanteil beziffert sie den Bereich. „Wir haben aber zahlreiche Anfragen“, sagt Moßbacher.
Das Kindergarten-Catering ist für sie ein wichtiger Punkt auf ihrem Weg, das Bewusstsein der Menschen für Bio-Lebensmittel zu schärfen: „Wenn man die Kleinen begeistern kann, hat man den ganz großen Hebel für Veränderungen.“
Byodo hat laut Moßbacher 110 Mitarbeiter. Sieben Prozent davon sind Auszubildende in acht verschiedenen Berufen. Das Unternehmen ist zu 70 Prozent in der Hand ihrer Familie, 30 Prozent hält die GLS Beteiligungs AG, die sich auf die Finanzierung von Bio-Firmen spezialisiert hat.