In 100 Jahren nichts gelernt

von Redaktion

Zum Kommentar„Ein bisschen Stolz darf sein“ zur Oscar-Verleihung (Politikteil):

Vier Oscars für einen deutschen Film! „Ein bisschen Stolz darf sein“, titelt Ihre Kommentatorin. Eines geht in dem allgemeinen Jubel völlig unter. Was ist eigentlich die Botschaft des Antikriegsfilms „Im Westen nichts Neues“ und des ihm zugrunde liegenden Romans von Erich Maria Remarque?

Der Film zeigt in drastischen Szenen das millionenfache sinnlose Sterben auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs. Die Parallelen zu dem genauso sinnlosen Gemetzel auf den Schlachtfeldern in der Ukraine sind unübersehbar.

Damals wurden Millionen junger Männer „für Gott und Vaterland“ in den Tod geschickt. Auch heute geht es nicht ohne ideologische Überhöhung. Die jungen ukrainischen Männer opfern ihr Leben in heldenhaftem Kampf für Freiheit und Demokratie in ganz Europa. Die russischen Soldaten müssen fürs Vaterland gegen den dekadenten Westen und die Nazis in der Ukraine in den Krieg ziehen. Auch an Warnungen vor einem Weltkrieg hatte es damals nicht gefehlt, am eindrucksvollsten von Bertha von Suttner in ihrem Roman „Die Waffen nieder!“. Papst Benedikt V. richtete 1915 einen verzweifelten Friedensappell an die Kriegsparteien. Die deutschen Bischöfe überhörten den Ruf.

Heute ist es Papst Franziskus, der beide Kriegsparteien zu Verhandlungen aufruft. Seine deutschen Amtsbrüder sind dagegen ganz auf Regierungslinie. Bertha von Suttner wurde damals von den kriegsbegeisterten Herren verspottet. Heute werden Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht für ihr Friedensmanifest mit Hass und Häme überzogen. Fazit: Wir haben in 100 Jahren nichts gelernt, wirklich gar nichts.

Wilfried Rahe

Mühldorf

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