Atom-Aus spaltet die Meinungen

von Redaktion

Zur aktuellen Berichterstattung über die Energiewende und Deutschlands Atom-Aus (Politikteil):

Riesige Mengen an Wind- und Solarstrom werden oft ungenutzt verworfen. Bayern verschenkt Solarstrom an Österreich, um ihn später wieder teuer einzukaufen. Wasserstoff-Herstellung wird in Bayern eingestellt, weil sie angeblich unökonomisch ist. Für den Auf- und Abbau von Atomkraftwerken gibt der Staat Milliarden aus, aber für den Aufbau sauberer und seit Jahren ausgereifter Wasserstofftechnik nicht einmal einen Bruchteil! Obwohl die Technik überall einsetzbar ist: in der Industrie, im Verkehr, auch im Haus und als Speicher.

Wasserstoff ist der schonendste Energieträger für Umwelt und Klima. Wir müssen sofort damit beginnen, Wasserstoff aus zeitweise überflüssigem Wind- und Solarstrom zu produzieren und auch einzusetzen! 80 Prozent der Dächer stehen für Solar noch zur Verfügung – Freiflächen nur wenn nötig. In der Tiefengeothermie schlummern ungeahnte Energiereserven – die Technik sollte weiter entwickelt werden!

E-Autos sind keine Lösung für die Zukunft, weil die Ressourcengewinnung und Entsorgung die Umwelt massiv belastet. Die Gesamt- CO2-Bilanz ist meistens schlechter als bei fossilen Energieträgern.

Die E-Fuels sind meiner Meinung nach eine unsinnige Ausgeburt der „Europa-Erpresser“ aus der FDP. Wir finanzieren den Ukraine-Krieg, die Wirtschaft des Landes und dann den Wiederaufbau der Ukraine. Deshalb haben wir kein Geld mehr für den Energie-Umstieg. Waffen sollte es meiner Ansicht nach nur gegen die Bereitschaft zu Kompromissen und zu sofortigen Verhandlungen geben – sonst dauert der Krieg ewig.

Martin Cretnik

Prien

Die Umstellung auf umweltfreundliche Energie dürfte geschätzt eine Vorlaufzeit von 20 bis 30 Jahren haben. Ein solches Vorhaben kann man nicht im Hauruck-Verfahren durchziehen. Das kleine Deutschland kann zwar technisch mit gutem Beispiel vorangehen, kann aber nicht die Welt retten. Solange der Amazonas abgeholzt wird und Dritte-Welt-Länder nach wie vor Kohlekraftwerke bauen, schaut die Bilanz nicht gut aus.

In diesem Zusammenhang ist es unverständlich, dass sogenannte Klimaschützer Maßnahmen ergreifen, die nur der eigenen Bevölkerung schaden. Man muss schon die Kirche im Dorf lassen. Eine Umstellung auf andere Energiequellen kann nur mit Maß und Ziel erfolgen. Nur dann hat die eigene Bevölkerung dafür Verständnis.

Anton Golling

Heldenstein

Die Überschrift „Atom-Aus: Deutschland schaltet ab“ ist tendenziös und irreführend. Deutschland wurde abgeschaltet. Gegen den Willen einer großen Mehrheit. Durch eine ideologisch verblendete Minderheit (14,8 Prozent der Stimmen erreichten die Grünen bei der letzten Bundestagswahl). Die Ampelkoalitionäre machen mit, um die Macht nicht zu verlieren. Der nun fehlende Strom wird überwiegend durch Kohle- und Gaskraftwerke ersetzt. 15 Millionen Tonnen CO2 werden zusätzlich in die Atmosphäre geblasen. Das Argument, dass der Ausstiegsbeschluss vor Jahren von einer CDU-Kanzlerin durchgedrückt wurde, zieht vor dem Hintergrund einer völlig veränderten politischen und ökonomischen Situation nicht. Sie sollten die Leserschaft nicht mit einer solchen Überschrift irreführen.

Hartmut Schmidt

Brannenburg

Wer Kernkraft zur Energieerzeugung nutzen will, muss für eine Endlagerung der giftigen Überbleibsel sorgen. Das musste schon Franz Josef Strauß (Bundesminister für Atomfragen 1955 bis 1956) bewusst gewesen sein. Fakt ist: Nach fast 70 Jahren haben wir noch immer kein Endlager. Heute spricht sich Herr Söder für eine weitere Nutzung von Atomkraftwerken aus. Herr Scheuer forderte schon deren Neubau.

Visionen (freundlich formuliert) von einem vollständigen Verbrauch des Mülls durch neue Technologien sind Zukunftsmusik. Gleichzeitig erklärt die CSU: Ein Endlager in Bayern? Nie! Ich bezweifle, dass deutsche Politiker ein derart konfliktbeladenes Problem im dicht besiedelten Deutschland werden lösen wollen und können. Der endgültige Atom-Ausstieg unter Union und FDP ist jetzt zwölf Jahre her. Ein energiepolitisches Umsteuern fand in der Zeit von Angela Merkel auch nicht statt – das hätte ja nur Stimmen gekostet.

Herr Söder weiß, warum er insbesondere um das Endlager-Problem einen großen Bogen macht. Die Konsequenz aus der gegebenen Sachlage kann also nur sein: So schnell es geht raus aus dieser giftigen Technologie.

Manchmal gewinnt man den Eindruck, Herr Söder forciert sein Weltraum-Programm nur deshalb so, weil er glaubt, dass wir eines Tages den Dreck zum Mars schießen. Geht so verantwortungsvolle Politik? Leider haben wir uns durch das Nichtstun in vergangenen Jahren in eine sehr schwierige energiepolitische Lage gebracht.

Wolfgang Kuhn

Tuntenhausen

Wenn ein Ministerpräsident wider besseren Wissens die Zukunft seiner Bevölkerung gefährdet, was ist von diesem dann zu halten? Von den Kosten, die er dieser Bevölkerung aufbürdet, ganz zu schweigen. Er möge einfach zwei Fragen beantworten. Erstens: Wo in dieser Welt gibt es ein sicheres Endlager für die tödlichen Strahlungsrückstände aus der Kernenergie? Zweitens: Mit wessen Geld werden die Kosten für Aufbau und Rückbau der hochgefährlichen AKW-Anlagen bezahlt? Wer um eines kurzfristigen Nutzens (und Eigennutzes) willen sein Staatsvolk für Jahrtausende gefährdet, hat an der Spitze dieses Staates nichts verloren.

Theo Auer

Rosenheim

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, die Frage nach einer zuverlässigen und vor allem preisgünstigen Energie ist entscheidend für das Wohl von Staat und Wirtschaft. Deshalb haben Sie sich im Wahlkampf auch für einen Strompreis von zehn Cent pro Kilowattstunde eingesetzt. Nun habe ich mir ein E-Auto gekauft und eine Wärmepumpe eingebaut und bin leider weitgehend enttäuscht!

Warum? Bei einer jährlichen Fahrleistung von 15000 Kilometern benötige ich circa 3000 Kilowattstunden Strom. Rund 2000 kann ich auf dem Dach mit einer PV-Anlage selber erzeugen. Bei größeren Strecken bin ich auf Ladestationen angewiesen und muss jetzt 78 Cent pro Kilowattstunde bezahlen. Das macht für 20 Kilowattstunden pro 100 Kilometer 15 Euro. Mein kleiner Diesel benötigt 6,5 Liter pro 100 Kilometer. Das ergibt bei einem Literpreis von 1,75 Euro 11,37 Euro. Wirtschaftlich ist so eine Fahrt also unsinnig!

Nun zur CO2-Bilanz: Bei der Produktion von einer Kilowattstunde Strom aus Braunkohle werden 940 Gramm CO2 produziert. Das heißt, auf 100 Kilometer werden durch mein E-Auto 18,8 Kilogramm CO2 in die Umwelt geblasen. Mein Diesel bläst 17,23 Kilogramm CO2 pro 100 Kilometer aus. Wenn man die Verluste beim Stromtransport über weite Strecken dazu nimmt, erzielt man ökologisch keinen Vorteil. Also werde ich in Zukunft weite Strecken mit dem alten Diesel fahren. Es wäre schade um die teure Investition in ein super Auto, wenn der eigene produzierte Strom nicht wäre. Wir sollten uns an der jungen Generation ein Vorbild nehmen und uns an den Atomkraftwerken festkleben. So wird die Energiewende an die Wand gefahren.

Thomas Stacheter

Feldkirchen-Westerham

Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen werden in jüngster Zeit abgelehnt. Das kann ich nicht nachvollziehen. Ich gehe davon aus, dass wir alle verstanden haben, dass die Klimakrise da ist und wir entsprechend handeln müssen. Zur Energiewende werden Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen genauso erforderlich sein wie Photovoltaik-Anlagen auf Gebäudedächern.

Erstere sind aus verschiedenen Gründen eine gute Investition: Sie sind kostengünstig zu errichten. Sie versiegeln nicht den Boden. Sie fördern die Biodiversität durch weniger Bewirtschaftung. Sie haben einen hohen Energieertrag.

Knapp die Hälfte der Fläche der Bundesrepublik Deutschland wird landschaftlich genutzt. 2021 wurden auf knapp 16 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche Energiepflanzen wie Mais und Raps angebaut. Wenn man nur knapp zwei Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche für Photovoltaik verwenden würde, würde das für die Energiewende reichen. Wird ein Hektar Mais verstromt, dann ergibt das einen Ertrag von circa 20000 Kilowattstunden pro Jahr. Ein Hektar Photovoltaik-Anlage ergibt einen Energieertrag von circa 800000 Kilowattstunden pro Jahr. Das ist das 40-Fache.

Meine Empfehlung ist daher, den Anbau von Energiepflanzen zu reduzieren und Photovoltaik-Anlagen auf Freiflächen zu fördern. Der wichtigste Grund für die Reduzierung landwirtschaftlicher Flächen ist die Zunahme der Fläche für Siedlung, Industrie und Verkehr. Und noch etwas: Laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung wurden im Jahr 2022 etwa 1,1 Millionen Tonnen Fleisch mehr exportiert als importiert. Unsere Eigenversorgung gefährden wir also durch die Errichtung der Anlagen nicht.

Christian Singer

Bad Aibling

Es wird wieder einmal deutlich, wie politisch getriebenes Denken das rationale Handeln verdrängt: In Deutschland werden einwandfrei auf höchster Sicherheitsstufe laufende Atomkraftwerke abgeschaltet. Warum müssen wir uns das antun, anstatt über den Tellerrand zu schauen?

International laufen rund 450 Atomkraftwerke in 33 Ländern, 99 neue sind geplant und ein Teil bereits im Bau. Alle diese Atomkraftwerke erzeugen konstant Energie und sind nicht abhängig von fluktuierenden Naturkräften wie Sonne oder Wind. Außerdem produzieren sie kein wärmetreibendes CO2 wie Kraftwerke, die mit Kohle, Gas und Öl betrieben werden und nun die Atomkraftwerke ersetzen.

Sind Atomkraftwerke gefährlich? Tschernobyl war eine von Menschen verursachte Katastrophe. Die Sicherheitsanlagen waren bei einem Grenzleistungsversuch ausgeschaltet. Fukushima war eine furchtbare Naturkatastrophe mit einer 40 Meter hohen Welle und dem stärksten Erdbeben, das es je in Japan gegeben hat. Nach Angaben der UN gab es bei der japanischen Bevölkerung keine statistisch belegbaren Strahlungsschäden.

Wir werden also entwicklungstechnologisch weiter zurückfallen, weiterhin insgesamt Strom – auch Atomstrom – von unseren Nachbarn kaufen, teures CO2-behaftetes Gas importieren und feststellen, dass Wind und Sonne bei Weitem nicht ausreichen, um ein hochindustrielles Land wie Deutschland zu bedienen. Und das alles, weil man politische Ideologien dem rationalen Denken voranstellt. Ein Trauerspiel der Irrationalität.

Ingrid Wieland

Prien

Eine Kurskorrektur in der Politik läuft selten ohne Kritik ab. Wenn es um Überlebensfähigkeit geht, sollte die Freiheit des Geistes auch in der Frage der Atomenergie Vorrang haben. Geht es hier nicht zuvorderst um den Bau neuer Kraftwerke oder große Investitionen? Mit den Fakten zu den Schäden wegen CO2-Emissionen sollte man auch gegen Ängste angemessen handeln. Wenn die Wahrscheinlichkeit für große Umweltkatastrophen aufgrund der CO2- Belastung ständig steigt, aber für einen Atom-Gau sehr gering ist, was sagt der gesunde Menschenverstand? Ich unterstütze hier die sachlichen Argumente von Markus Söder, unabhängig von dessen tatsächlichen Interessen.

Warum die Grünen und die linke Presse jetzt in der Atomkraft-Ausstiegsfrage die wahrlich enorm hohen Kosten anführen, verstehe wer will. Die Kosten scheinen mir längst bezahlt, die Kraftwerke sind gebaut, gelten als voll funktionstüchtig und sicher. Also warum nicht noch drei oder vier Jahre drauflegen, bis Fehler bei alternativen Energien hoffentlich korrigiert sind?

Und warum soll man in dieser Frage die Endlagerstätte hervorheben? Die Brennstäbe müssen ohnehin entsorgt werden. Ist es nicht egal, ob dies jetzt oder in vier Jahren für eine Ewigkeit geschieht?

Auch in der Finanzierung der Energiewende im Wohnungsbau müsste eine drastische Meinungsänderung insbesondere bei den Herren Habeck und Lindner angesagt sein. Steuermittel sollten mit höchster Priorität verwendet werden, damit für Bauherren maximal das ein- bis zweifache der heutigen Investitionskosten für konventionelles Heizen und Wärmedämmen anfällt – was letztendlich auch an Mieter weitergegeben werden muss. Was an Steuern übrig bleibt, kann von mir aus für Steuerverschwendung, Raumfahrt oder Verteidigung verwendet werden.

Hans-Dieter Ehrgott

Bad Endorf

Die Atomkraftwerke werden jetzt endlich abgeschaltet und zuverlässig entfalten die Heimatzeitungen Atompropaganda. Isar 2 wurde 1988 gebaut für eine Standzeit von 20, 25 Jahren. Aber schon seit 35 Jahren läuft dieses Alt-AKW Vollgas, unterbrochen nur durch Wartungszeiten, die immer seltener und kürzer wurden.

Während Autos alle zwei Jahre zum TÜV müssen, liegt der letzte große TÜV von Isar 2 14 Jahre zurück. 14 Jahre! Damals wurde der Abschaltbeschluss gefasst und Regierung und Industrie sagten: „Ist eh bald aus, da braucht es keine Überprüfung mehr.“ Und jetzt solle das AKW noch Jahre weiterlaufen? Es sollte zu denken geben, dass weltweit keine Versicherung bereit ist, Atomkraftwerke gegen Unfälle zu versichern – schon gar nicht so uralte.

Sogar mit der Klimakrise wird argumentiert, in der die Atomkraftwerke nützlich seien. Das ist ein wirklich starkes Beispiel von Doppelmoral und Heuchelei. Abstoßend auch deswegen, weil der Uranabbau eine Umweltsauerei sondergleichen ist. Vom Atommüll gar nicht zu reden. Und auch nicht von der Abhängigkeit von Russland, das uns das Uran liefert.

Im Übrigen dauert ein AKW-Neubau zehn Jahre und länger und Atomstrom kostet dann ein Vielfaches von Windstrom – mit der gleichen Geldsumme könnte man also sehr viel schneller, sehr viel billiger, sehr viel mehr CO2-freien Strom erzeugen. Wenn man wollte, was ja in Bayern nicht gegeben ist. Atomkraftwerke als Klimaretter? Das glauben nur inhaltsleere Demagogen vom Schlag eines Söder. Jeder Experte langt sich an den Kopf!

Franz Garnreiter

Rosenheim

Artikel 1 von 11