Struwwelpeter lehrt das Fürchten

von Redaktion

Zum Bericht „Tagesschau streicht online das Wort Mutter“ (überregionaler Teil):

Vom Eise befreit, die Sonne (weiblich) lacht am weißblauen Himmel (männlich). Ich bin gerade spazieren mit der Gebärenden unserer Tochter. Später werde ich als Fußgehender die Mohren-Apotheke aufsuchen, um mir vom Apothekenden Kopfschmerztabletten für die bevorstehende Aufgabe zu kaufen. Nach Überqueren des Fußgehendenüberweges bin ich schon in der Gaststätte „Zum Mohrenkopf“ und bestelle mir beim Kellnernden ein saftiges Zigeunersteak.

Nebenbei lese ich im mitgebrachten „Winnetou II“, werde aber abgelenkt vom Nachbartisch, wo eine Gästin mit ihren zwei Kindern sitzt. Die Gebärende ist etwas genervt, weil sie keine Lust hat, den Kleinen aus Grimms Märchen vorzulesen. Ich übernehme das sehr gern, aber dann wollen sie doch lieber die Geschichten vom Struwwelpeter hören.

Die Entbindende der Kleinen ist überrascht, wie brav sie sind und bestellt beim Kochenden zwei Pizza Hawaii – ähh, Pizza mit Ananas. Weil es geschmeckt hat, singen sie gleich das alte Kinderlied „Zehn kleine Negerlein“. Das wiederum stört einen Jüngling im grünen T-Shirt, der vorschlägt, „Ein Männlein klebt im Walde“ zu singen.

Eine Gästin der vorletzten Generation protestiert, warum nur Männlein – auch Fräulein wollen kleben! Das ist mir alles zu kompliziert – ich werde nun doch lieber ausziehen, um das Fürchten zu lernen.

Dieter Bormann

Gstadt am Chiemsee

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