Zur laufenden Berichterstattung über die Braunbärin Gaia in Südtirol sowie über die Wölfe und den Bären, die derzeit in der Region für Aufregung sorgen (überregionaler Teil und Regionalteil):
Die Diskussion über Tierwohl hat eine gravierende Fehlstelle: Solange bei uns Wölfe ohne ernsthafte Behinderung Alm- und Weidevieh reißen können, dieses durch Anriss oftmals in einen tagelangen Todeskampf zwingen oder sogar Herden, die in Panik über Felswände fliehen, zum todbringenden Absturz bringen, sind Fortschrittsmeldungen zum Tierwohl nur Teilwahrheiten. In Kürze ist Almauftrieb – zeitlich fällt er zusammen mit dem Wurf der heurigen Wolfsgeneration. Dann steigt die Wolfspopulation wieder um 30 Prozent.
Wenn jetzt nicht unbürokratische Abschlussmöglichkeiten geschaffen werden, läutet für Alm- und Weidewirtschaft die Totenglocke. Das Argument, dass ein Abschuss zwecklos ist, weil Wölfe aus Nachbargebieten nachsickern, ist an den Haaren herbeigezogen. Das „Nachsickern“ haben Jäger schon im 19. Jahrhundert gründlich beendet. In Bayern wurde der letzte Wolf 1836 von Anton Hohenadl im Tegernseer Tal geschossen. Nachdem es sich „ausgesickert“ hatte, hatten Alm- und Weidevieh das, was ihnen zusteht: Tierwohl.
Die Wiederansiedlung der Wölfe in unserer Kulturlandschaft nach fast 200 wolfsfreien Jahren durch die von der EU geschaffene Hintertür der „Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie“ ist ein politisches Gaunerstück der Extraklasse. Gleiches gilt für den skandalösen Vertrauensverrat gegenüber Almbauern und Landwirten mit Weidehaltung. Und jetzt? Zurück an den Start. Das muss neu verhandelt werden. So war das nicht abgemacht.
Dr. Rupert Schäfer
St. Wolfgang
Es muss immer wieder betont werden, dass der Wolf nicht vom Aussterben bedroht ist. In Sibirien und Umgebung gibt es viele Wolfsrudel. Sie sind dort wichtig für die natürliche Auslese. Bei uns sorgen dafür unsere gut ausgebildeten Jäger. Wenn nötig, erlegen sie auch Fuchs und Marder.
Haben sich die gesetzgebenden Personen Gedanken darüber gemacht, wovon sich der Wolf bei uns im Winter ernährt, wenn das Weidevieh im Stall ist? Es ist wirklich verantwortungslos, unsere vom Aussterben bedrohten, streng geschützten Tiere, wie Birkhuhn, Auerhahn oder die selten gewordenen Feldhasen, dem Wolf zu überlassen. Im Frühjahr sind die geschützten Bodenbrüter gefährdet!
Durch den weltweiten Reiseverkehr ist es gut möglich, dass die bei uns bekämpfte Tollwut wieder eingeschleppt wird. Man hat damals die Füchse in ihren Bauen vergast. Legt man bei Wölfen Impfköder aus? Stellt man Fallen auf? Der Einwanderer Wolf ist in unserem dicht besiedelten Gebiet für die bedrohten Tierarten und auch für uns Menschen eine große Gefahr.
Helga Bauer
Samerberg
Nach dem tödlichen Angriff der Braunbärin Gaia auf einen Jogger in Südtirol erinnert man sich im Raum Rosenheim an den Bären Bruno, der wegen seiner Gefährlichkeit erschossen wurde. Nachdem Tierschützer nun den Abschuss Gaias erfolgreich angefochten haben, wurde Gaia gefangen. Zwei ihrer Jungen, die ebenfalls gefangen worden waren, sind wieder in Freiheit, da sie „entwöhnt“ sind und selbstständig leben können. Sind diese Jungbären wegen ihrer Gene nicht genauso gefährlich wie ihre Mutter Gaia und deren Bruder Bruno? Wird es in Zukunft im Alpenraum zu weiteren Angriffen dieser oder anderer Bären auf Nutztiere und Menschen kommen?
In den OVB-Heimatzeitungen wird inzwischen von Bärenspuren in den Kreisen Miesbach und Rosenheim berichtet. Und dann gibt es ja noch in Südtirol die frei herumlaufenden, gefährlichen Bären MJ5 und M62. Zwischen Almbauern, Joggern und Touristengewerbe einerseits und ideologisch verbohrten Tierschützern andererseits (Nutztiere und Menschen brauchen wohl keinen Schutz?) dürfte es kaum zu einer einvernehmlichen Lösung kommen. Sollte in Zukunft ein als gefährlich eingestufter Wolf oder Bär Nutztieren oder Menschen schaden oder diese gar töten, sollte der Gesetzgeber folgende Maßnahme diskutieren: Für die Entschädigungen, die für getötete Nutztiere zu zahlen sind, und für die Auszahlungen von Lebensversicherungen getöteter Menschen sollten nach dem „Verursacherprinzip“ die Tierschutzvereine aufkommen müssen, die gegen die vorherige Entnahme dieser Wildtiere klagen. Dann gäbe es wahrscheinlich kaum mehr einen Einspruch gegen eine Entnahme und eine präventive Begrenzung der Anzahl von Wildtieren, wie sie zum Beispiel bei Überhandnahme von Rotwild erlaubt ist.
Hans Kürner
Rosenheim
In den vergangenen Jahren wurde in einem offenen Arbeitskreis von Schafhaltern und Herdenschutzexperten mit viel Engagement und privater Finanzierung intensiv an der Entwicklung effektiver und speziell für unsere alpine Region geeigneter Herdenschutzmaßnahmen gearbeitet. Zusätzlich wurde ein eigenständiges Schutzhund-Konzept entwickelt.
Mittlerweile gilt das „modulare Doppelzaunsystem“ vielen als das modernste und effektivste Zaunsystem in Europa, bei dem sogar die Belange des EU-Tierschutzrechts, der Verkehrssicherheit und des bestmöglichen Bärenschutzes berücksichtigt werden. Längst könnten dank dieses Wissens nicht nur die hofnahen Flächen gefährdeter Betriebe effektiv gesichert werden.
Auch das eigens entwickelte Koppel-Schutzhund-Konzept wäre bei entsprechender Unterstützung längst abschließend umgesetzt: ein Hund, der jederzeit einsatzfähig unter anderem die Anwesenheit großer Beutegreifer am Zaun anzeigen oder den möglichen Verursacher eines Risses bestätigen kann, und darüber hinaus ein aktuelles Bewegungsbild des Wolfes oder Bären, das entsprechende Handlungsempfehlungen an die Weidetierhalter oder Kommunen ermöglicht.
Ich argumentiere hier weder für die Anwesenheit noch für den Abschuss großer Beutegreifer. Vielmehr plädiere ich für eine breitere und intensivere Unterstützung solcher innovativer Projekte, um schneller auf Risse durch große Beutegreifer reagieren und weitere Risse vermeiden zu können.
Christian Schäfer
Oberaudorf
Während nach meinen Recherchen im Valle di Sole lediglich 24 Personen je Quadratkilometer wohnen, sind es allein im Landkreis Rosenheim 183 Personen je Quadratkilometer – also circa achtmal mehr als im relativ dünn besiedelten Valle di Sole. Oberbayern hat circa 270 Einwohner je Quadratkilometer, also zehnmal mehr als das Valle di Sole. Die Chance des Bären, auf viele Menschen zu treffen, ist wohl entsprechend hoch!
Der Wandertourismus wird sicherlich schaden nehmen. Vielleicht ist dies ja auch das Ziel bestimmter Interessengruppen. Frei nach dem Motto: Bären und Wölfe rein und die Bevölkerung raus aus der Natur! Wandern mit dem Bimmelglöckchen kann ja wohl nur ein Aprilscherz sein.
Viele Hunderte oder gar Tausende Wanderer bevölkern die heimischen Berge. Keine gravierenden Gegenmaßnahmen zu ergreifen, grenzt meines Erachtens schon an grobe Fahrlässigkeit, eventuell sogar an bedingtem Vorsatz. Die Juristen werden Arbeit bekommen!
Herbert Schleibinger
Bad Aibling
Diese Verharmlosung der großen Beutegreifer durch das Landesamt für Umwelt, Naturschutzverbände und Befürworter ist an fachlicher Inkompetenz nicht zu überbieten. Von wegen Menschenscheu und Herdenschutz – alles ideologischer Blödsinn. Hier werden Millionen von Steuergeldern umsonst verbraten.
Wer sich auf Wolf und Bär freut, sollte persönlich zur Verantwortung und Haftung gezogen werden.
Hans Gschwendtner
Brannenburg
Nach fast 50 Jahren Mitgliedschaft bin ich vergangenes Jahr aus dem Bund Naturschutz ausgetreten. Der Grund dafür: Der Naturschutz hat sich mit der Wiederansiedlung und dem Schutz von Arten, die sich mit der immer dichteren Besiedlung und Nutzung unserer Kulturlandschaft nicht vertragen, in eine meiner Einschätzung nach völlig falsche Richtung entwickelt. Dabei denke ich nicht nur an Bären und Wölfe, sondern auch an Biber, Fischotter, Saatkrähen und Kormorane, wobei diese Auflistung sicherlich nicht vollständig ist.
Wer sich für diese Tiere einsetzt, lebt offenbar gedanklich immer noch im vergangenen Jahrhundert, er hat nicht mitbekommen, dass es heute darum geht, die Erde als Lebensraum der noch immer zunehmenden Menschheit überhaupt zu erhalten. Natürlich ist der Mensch der größte Schädiger der Natur, die sich ohne den Menschen beziehungsweise mit einem Bruchteil der heutigen Bevölkerungsdichte ungestört entwickeln könnte. Aber die Entwicklung lässt sich nicht zurückdrehen, wie es viele in Nostalgie befangene Naturschützer gerne hätten.
Zumindest im viel zu dicht bevölkerten Deutschland müssen wir darauf bedacht sein, die Landschaft im Sinne der menschlichen Nutzung zu optimieren. Für die Erhaltung der grundlegenden ökologischen Funktionen der Landschaft sind die genannten Tierarten nicht erforderlich, sie sind weltweit nicht vom Aussterben bedroht. Ihre Funktion im Naturhaushalt übernimmt die Jagd. Die Naturschutzvorschriften der EU, des Bundes und der Länder, die den Schutz der genannten Tierarten fordern, wurden ohne Berücksichtigung der dadurch entstehenden Probleme von rückwärts gewandten Naturschutzfachleuten gemacht und müssen jetzt im Sinne des Gemeinwohls angepasst werden!
Lothar Schultz-Pernice
Rosenheim