Zum Artikel „Miesbacher fahren auf Allrad ab“ (Bayernteil):
Ständig werden Forderungen und Aufrufe zum Sparen von fossiler Energie lauthals verkündet. Doch das scheint viele Menschen nicht zu interessieren. Auch die Autohersteller nicht.
Wie kann es sein, dass immer mehr Autos mit Allradantrieb in Deutschland neu zugelassen werden? Diese verbrauchen mehr Sprit als vergleichbare Modelle ohne Allrad. Das belastet nicht nur das Portemonnaie (das ist den Besitzern wohl egal), sondern auch das Klima. Und dass SUVs mit Allrad einen überall hinbringen, ist nicht wünschenswert. Tiere und Pflanzen leiden ja schon genug durch die nicht motorisierten Naturliebhaber wie Wanderer und Mountainbiker. Berechtigt mag das Lamentieren über den schlechten Zustand der deutschen Straßen ja sein, aber ich bin überzeugt davon, dass die Notwendigkeit eines Allradantriebes nie so gering war wie heute.
Dass 21 Prozent der Neuzulassungen in München mit Allrad ausgestattet sind, macht den Anachronismus – eine nicht (mehr) zeitgemäße Sache – nur überdeutlich. Diese Fahrzeuge benötigen mehr Platz, zum Beispiel beim Parken, sie schleudern mehr Abgase in die Luft. Und steile, unzugängliche Bergstraßen habe ich in München bisher auch nicht gefunden. Naja, vielleicht der Gebsattelberg in München-Au. Damit die Städter die Möglichkeiten ihres Allrads genießen können, müssen sie dann schon am Wochenende in die Berge, weil sie kommen mit ihrem Auto ja überall hin. Den Einheimischen bleibt dann wenigstens die Hoffnung, dass Bär und Wolf den Allradtrubel satt haben und weiter ziehen. Allerdings bleiben dann vielleicht auch die Gäste weg.
Ich wünsche mir, dass die Autohersteller mehr Ressourcen für die Entwicklung praktischer und energiesparender Fahrzeuge bereitstellen. Und ich hoffe auf die Einsicht, dass der Mensch nicht überall hinfahren können muss.
Ulrich Brenner
Rosenheim