Zum Leserbrief „Leben und leben lassen“ von Franz Oberberger (Leserbriefseite):
Herr Oberberger unterliegt einigen massiven Irrtümern: Die politische Einordnung „rechts“ hat nichts mit „gerecht“ oder „richtig“ zu tun, sondern geht lediglich auf die Sitzordnung in der französischen verfassunggebenden Nationalversammlung von 1789 zurück. Dort saßen die konservativ-reaktionären Aristokraten rechts, die „Radikalen“ links.
Die Frage, ob bei einem Wahlsieg der Rechten ein Dritter Weltkrieg, Massenvertreibungen oder der Zusammenbruch unserer Exportindustrie drohen, kann durchaus mit „Ja“ beantwortet werden: Immerhin haben wir den Zweiten Weltkrieg einer rechtsextremen deutschen Partei zu verdanken. Zum Thema Massenvertreibung (besser Massenvernichtung) nur ein Zitat von Marcel Grauf, Mitarbeiter zweier AfD-Landtagsabgeordneter: „Schließlich haben wir jetzt so viele Ausländer im Land, dass sich ein Holocaust wieder lohnen würde.“ Die AfD hat zudem ein sehr gespaltenes Verhältnis zur EU und stellt so durchaus eine Gefahr für unsere Exportwirtschaft dar. Herr Oberberger spricht auch davon, dass man andere Lebensformen tolerieren sollte, eben „leben und leben lassen“. Genau das ändert sich in dem von ihm gelobten rechten Italien. Ministerpräsidentin Meloni schränkt die Elternrechte homosexueller Paare bereits erheblich ein.
Zum Schluss noch ein Zitat: „Wir müssen ganz friedlich und überlegt vorgehen, uns gegebenenfalls anpassen und dem Gegner Honig ums Maul schmieren, aber wenn wir endlich so weit sind, dann stellen wir alle an die Wand. (…) Grube ausheben, alle rein und Löschkalk oben drauf“ (Holger Arppe, Ex-Sprecher der AfD Mecklenburg-Vorpommern) – und dann will es wieder keiner gewusst haben.
Bernward Schmidt
Prutting