Hoffentlich gibt das kein böses Erwachen

von Redaktion

Zur Berichterstattung über die Gruppenvergewaltigung auf Mallorca (Weltspiegel):

Im Schnellverfahren wurden fünf deutsche Touristen dem Richter vorgeführt und abgeurteilt. Es drohen bis zu zwölf Jahre Gefängnis. Ein Freikauf durch Kaution – keine Chance. Bei uns in Deutschland drohen Tätern, selbst wenn sie mehrere Vorstrafen haben, nur ein paar Jahre Gefängnis – und bei guter Führung gibt es eine vorzeitige Entlassung.

Es scheint ein Grundübel unserer Nation zu sein, von einem Extrem ins andere zu schwenken. Im Dritten Reich konnte ein falsches Wort, ein flapsiger Satz langjährige Gefängnisstrafen bedeuten, Einlieferung nach Dachau, Strafkompanie, Todesurteil. In unserer Zeit – das pure Gegenteil.

Opfer werden oft als mitschuldig hingestellt, es gibt endlose Bewährungen, auch wenn die Täter Hunderte von Vorstrafen auf ihrem Konto haben. Wie schrieb einer Ihrer Kommentatoren: verständlich, wenn sich die Bürger dieses Landes nicht mehr sicher fühlen, weil dieser Staat sie nur unzureichend schützt, und wenn sie extremen Parteien ihre Stimme geben nach dem Motto: Eigentlich habe ich mit dieser Partei nichts am Hut, aber ein Denkzettel aus Protest muss sein. Wie sagte unser gut gelaunter Ferienkanzler auf seiner letzten Pressekonferenz: „Alles nicht so schlimm. Wir werden uns nach den Ferien aus dem Umfragetief mit viel Anstrengung wieder hocharbeiten.“ Na, dann frohe Ferien, Herr Bundeskanzler, und hoffentlich kein böses Erwachen bei den nächsten Wahlen.

Hermann Bredenkamp

Schönberg

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