Ärger um gendergerechte Sprache

von Redaktion

Zum Kommentar „Schleichende Entfremdung“ von Christian Deutschländer (Politikteil):

Christian Deutschländer kritisiert die geschlechtergerechte Sprache in seinem Kommentar. Er behauptet, dass „die Menschen“ das nicht wollen. Gewohnheiten aufzugeben, ist unbequem und weckt Widerstand.

Aber wir erwarten von Journalist*innen, dass sie sich beim Thema gendergerechte Sprache bemühen, in ihren Kommentaren den Gerechtigkeitsaspekt in den Vordergrund zu stellen bzw. wenigstens nicht völlig außen vor zu lassen. Ob Schrägstrich, Sternchen, Doppelpunkt ist dabei zweitrangig. Aber es ist notwendig, dass wir einen Weg finden, Frauen auch in unserer Sprache darzustellen.

Warum? Weil es nicht darauf ankommt, ob eine Person mitgemeint ist. Es kommt darauf an, ob sie mit wahrgenommen wird. Und das ist mit dem generischen Maskulin nicht der Fall.

Dies können Sie selbst an ein paar einfachen Experimenten überprüfen: Ein Chirurg sollte nie seinen Mann operieren müssen! Der Ingenieur erhielt einen Kaiserschnitt. Mechaniker sollten bei der Arbeit keine lackierten Nägel haben. Zehn Forscher gehen die Straße hinunter. Acht davon tragen High Heels.

Mal ehrlich, haben Sie dabei gestockt? Sprache bildet hier die Frauen nicht ab. Das Deutsche als Männersprache ist keine Lösung.

Gerne hören wir uns andere Lösungsvorschläge für eine gendergerechtere Sprache an. Die Sprache ändert sich, die Welt ändert sich und wir Frauen beanspruchen die Hälfte davon.

Christine Mayer, Susanne Heunisch und Ute Schmidt

Rosenheim

Mit wohlgesetzten Worten pauschalisiert Herr Deutschländer in seinem Kommentar (in vielen Umfragen, die Menschen, Mehrheit der Menschen, viele Deutsche, mehrere Sender, …) in einem fort, ohne es als Journalist zu belegen. Er gibt gleich noch Gebührenerhöhung im Rundfunk mit in den Verallgemeinerungs-Eintopf und würzt das ganz noch mit seinem Hinweis auf „die Politik“, die in Phrasen redet und „die Großstadt“ bzw. die (Hauptstadt) Medien. Geht es Herrn Deutschländer um einen sachlichen Diskurs und um rationale Argumente? Oder geht es hier um emotionalen Widerstand? Um tiefverwurzelte Glaubenssätze, dass Sprache männlich sein soll? Soll Sprache nicht geschlechtergerecht und divers sein? Schon gendergerechte Sprache auf „Gendersprache“ in seiner Überschrift zu verkürzen, zeigt auf, was Herr Deutschländer anscheinend übersehen hat, es geht um gerechte Sprache. Dass sich Sprache immer weiterentwickelt und immer schon weiterentwickelt hat und somit auch gesellschaftliche Veränderungen aufzeigt, wird ebenfalls ignoriert. Was ist die Antriebsfeder von Herrn Deutschländer, dass er fundamental gegen eine gendergerechte Sprache ist? Soll es nicht fundamental sein, dass auch Frauen in unserer Sprache sichtbar sein dürfen, wollen und sollen?

Christine Kölbl, Petra Mehne und Regine Reichenberger

Rosenheim

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