Lechzen nach einfachen Lösungen

von Redaktion

Zur Berichterstattung über die Umfrageerfolge der AfD und den Leserbrief „Sorgen um den Rechtsstaat Deutschland“ (Leserbriefseite):

Ja, die Abgeordneten der AfD sind demokratisch gewählt, wie von Franz Smeets beschrieben. Das bedeutet aber keineswegs, dass sie damit auch alle den demokratischen Rechtsstaat vertreten. Auch die Abgeordneten der NSDAP waren in der Weimarer Republik demokratisch gewählt, aber bestimmt keine Demokraten.

Den Vergleich mit der NSDAP zieht auch die jüngst aus der AfD ausgetretene Stadträtin von Bad Kissingen, Freia Lippold-Eggen, die sich über ihre Ex-Partei folgendermaßen äußerte: „Um an die Macht zu kommen, nutzen sie die Schwächen der Demokratie – jener Demokratie, die sie abschaffen wollen. Das funktioniert wie 1933, genau so wurde auch die NSDAP groß. Die AfD tut dies ohne Anstand. Ich muss es so deutlich sagen, denn: Wer schweigt, stimmt zu.“

Auch der ehemalige AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen sieht eine zunehmende Radikalisierung der Partei mit völkisch-nationalistischen Positionen. Die von Herrn Smeets beklagte Überwachung der AfD durch den Verfassungsschutz ist also mehr als gerechtfertigt. Der Rechtsstaat wird nicht durch den Umgang der Medien und der demokratischen Parteien mit der AfD oder durch den Verfassungsschutz gefährdet, sondern durch die in weiten Teilen radikale „Alternative für Deutschland“. Das „rechtsstaatliche“ Denken innerhalb der Partie zeigen Äußerungen wie die des Mitarbeiters zweier AfD-Landtagsabgeordneten, Marcel Grauf, der in einem Facebook-Chat schrieb: „Ich wünsche mir so sehr einen Bürgerkrieg und Millionen Tote. Frauen, Kinder. Mir egal. Es wäre so schön. Ich will auf Leichen pissen und auf Gräbern tanzen. Sieg Heil!“

Und da halten tatsächlich 19 Prozent der Bürger in Deutschland die AfD für eine bürgerlich-konservative Partei und neun Prozent sogar für eine „Partei der Mitte“. Da frage ich mich: Welche Parteien stehen da dann am rechten Rand?

Bernward Schmidt

Prutting

Die Welt befindet sich im kontinuierlichen Umbruch. Was gestern noch als eine feste Größe in unserem Leben galt, ist schon morgen ein alter Hut. Alles scheint aus den Fugen geraten. Wir werden mit Informationen geflutet und von Reizen ertränkt. Dank künstlicher Intelligenz ist es nicht mehr möglich, zwischen realer und virtueller Welt, zwischen menschlichen Gedanken und elektronisch geborenen „Wahrheiten“ zu unterscheiden. Alles hängt mit allem zusammen, die Welt ist unendlich komplex, sogar der Flügelschlag eines Schmetterlings am anderen Ende der Welt vermag diese grundlegend zu verändern.

All das ist Gift für ein Wesen, das, evolutionär gesehen, gerade einmal von den Bäumen stieg. Das Wesen hatte einen Führer, der voranging, der wusste, was richtig und was falsch ist. Er übernahm die Verantwortung und notwendige Entscheidungen für die Gruppe. Damit war für die Gruppe alles klar und einfach geregelt. Ob wir es wollen oder nicht, wir sind noch immer so geprägt. Deshalb kommen Menschen mit den heutigen Bedingungen nicht mehr zurecht. Sie lechzen nach für sie nachvollziehbaren Strukturen und einfachen Wahrheiten.

Die etablierten politischen Parteien versuchen, die Welt rational zu erklären, durch Reförmchen entwirrend zu wirken und mit verschwurbelten Gesetzen Klarheit zu schaffen. Nur die AfD erklärt die Welt emotional und einfach, bietet eine Erklärung für Probleme. Das ist es, was die Menschen hören wollen. Und das ist der Grund für den enormen Erfolg dieser Partei. Dass das nur Scheinlösungen sind, die keinesfalls tragen, die geradewegs ins Verderben führen – das wollen ihre Wähler nicht sehen. Sie sind bereit, die schrecklich unbequeme und schwer verständliche Demokratie aufzugeben. Welch eine Schande für dieses Land!

Nikolaus Oppenrieder

Rosenheim

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