Zum Bericht „Auf der Überholspur: Jeder Vierte in Bayern besitzt ein Elektrofahrrad“
(Bayernteil):
Es ist bemerkenswert, wie man sein Handeln „gut“ reden kann. „Für mehr als ein Fünftel der E-Biker liegt der größte Vorteil in der Klimafreundlichkeit“, heißt es da. Ich will hier gar nicht Einzelne, im Verhältnis sicher wenige, infrage stellen, die das E-Bike tatsächlich als alternatives Verkehrsmittel als Berufspendler nutzen. Woraus aber der wahrscheinlich überwiegende Nutzerkreis der Freizeit-Radler dies ableitet, scheint fragwürdig. Für jene ist es ein „nicht erforderlicher Luxusgegenstand“. Den sich jeder, der will, leisten mag. Sich als „klimafreundlich“ darzustellen, ist aber kaum erklärbar. Es mag vielleicht noch einige Ältere geben, für die ein E-Bike ebenfalls Sinn ergibt. Aber es scheint epidemische Ausmaße anzunehmen. Den wirklichen Nutzen solcher Gefährte, ohne die wenigen Ausnahmen, sehe ich – außer für die Wirtschaft – eher gegen null. Wer es als das sieht, was es tatsächlich ist, nämlich als „Spaß an der Freud“, dem sei es gegönnt.
Fragwürdig auch die Aussage, „dass Nachhaltigkeit für viele Fans eine große Rolle spielt“. Hier von klimafreundlich, nachhaltig und ökologisch zu sprechen, ist Selbsttäuschung oder Schönfärberei. Mit großer Sicherheit bedienen über 90 Prozent damit das persönliche Vergnügen.
Es wird keiner sonderlichen Recherche oder Statistik bedürfen, dass für viele, die es sich leisten könnten, bei der Anschaffung das Credo „E-Bike vor eigener PV-Anlage“ heißt. Aber man fährt ja eh mit Öko-Strom. In der Summe wird wohl objektiv jetzt und auch in Zukunft kein Mehrwert für die Umwelt herausspringen. Da helfen auch keine wohlwollenden Zeitungsartikel. Ich war Jahre auf einer Alm. Die Auswirkungen auf die Natur sind nicht von Vorteil. Meiner Erfahrung nach hat sich hier eine rücksichtslosere Klientel entwickelt.
Reinhard Ressel
Raubling