Zum Bericht „Millionen-Defizite bei Klinikverbünden Romed und Traunstein, Mühldorf“
(Politikteil):
Plötzlich läuten die Alarmglocken bei Romed und Co wegen hoher Millionen-Defizite. Gerade nach Corona-Jahren gab es doch sicher eine Risiko-Analyse. Wenn es keine gab: Warum wurde der Aufsichtsrat nicht aktiv? So kommt man zur Gretchen-Frage: Wer sitzt im Aufsichtsrat? Ein kompaktes Experten-Team mit echter Expertise, um den Vorstand überwachen und beraten zu können? Auf der Homepage von Romed findet man dazu nichts. Im Internet an anderer Stelle finden sich Hinweise: Es werden über 20 Politiker aus dem Kreistag und dem Stadtrat versorgt, inklusive Daniela Ludwig und Ehemann.
Genau diese Situation hatten wir 2008 – das Desaster bei der Bayerischen Landesbank Hypo Alpe Adria. Für Landesbanken war damals die wirtschaftliche Situation schwer und der Aufsichtsrat war mit Politikern bestückt – genauso, wie heute bei den Klinikverbünden. Die Landesregierung musste die Bank mit Milliarden Steuergeldern stützen. Sie lernte daraus. Die Politiker wurden aus dem Aufsichtsrat abgezogen. Im Kommunalbereich hat man dafür jedoch nicht gesorgt. Wenn man diese Selbstversorgung von bezahlten Pöstchen für Kommunalpolitiker nicht abschafft, wird es noch manches weitere Desaster geben. Schon Shakespeare sagte: „Als die See ruhig war, konnten alle Kapitäne ihren Kurs halten.“ Sprich: Bei guter wirtschaftlicher Situation ist es für den Vorstand nett, mit dem Aufsichtsrat bei Kaffee und Kuchen über die Geschäftstätigkeit zu plaudern. Jedoch bei rauer See (in schweren Zeiten), bräuchte der Vorstand die Unterstützung eines Aufsichtsrats mit Expertise, um Kurs halten zu können. Auch müssten dann Kosten-Sparmaßnahmen nicht bis nach den Wahlen hinausgezögert werden.
Jürgen Böhm
Kolbermoor