Zu den Leserbriefen „Das Neue Testament ist kein Zeitzeugenbericht“ und „Wer trägt Schuld am Tode Jesu?“ (Leserbriefseite):
Was würde Jesus zu diesen geistig verkrüppelten Aussagen antworten? Ich glaube, im Markus-Evangelium 9 finden wir eine von vielen Antworten.
„Und er nahm ein Kind und stellte es mitten unter sie; und nachdem er es in die Arme genommen; sprach er zu ihnen: Wer ein solches Kindlein in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.
Wer aber einem dieser Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, für den wäre es besser, dass ein Mühlstein um seinen Hals gelegt und er ins Meer geworfen würde.
Und wenn dein Fuß für dich ein Anstoß zur Sünde wird, so haue ihn ab! Es ist besser für dich, dass du lahm in das Leben eingehest, als dass du beide Füße habest und in die Hölle geworfen werdest, in das unauslöschliche Feuer.“
Die Bibel ist das Wort Gottes, das auserwählte Menschen vom Geist Gottes geführt geschrieben haben und das bis heute Bestand hat. Aber auch der Widersacher Gottes versucht schon immer, diese Welt und uns Menschen mit seinem Geist zu beherrschen. Wer kann diesem Geist widerstehen?
Michael Ramsl
Frasdorf
Diejenigen, die in vielfältiger Weise die Entstehung und Inhalte der Evangelien kritisieren und versuchen zu relativieren, übersehen, dass sie nicht bloßes Menschenwerk sind, sondern zur rechten Zeit durch die Vorsehung und das Wirken Gottes entstanden sind, weshalb man diese Texte als durch den Heiligen Geist inspiriert bezeichnet. Denn was Wirklichkeit ist, bestimmt nicht der Mensch, sondern in Gottes Wirklichkeit und Wahrheit besteht alles, was ist.
Unter Anerkennung dieser übergeordneten Ebene des Seins kann der Mensch versuchen, ohne Abstriche vom Wahrheitsgehalt der Texte Vorgänge und Entwicklungen durch rationale Überlegungen zu rekonstruieren.
Ein pauschales Urteil über den Entstehungszeitpunkt der Evangelien ist als unsachlich zurückzuweisen. Denn es gibt bekanntlich drei synoptische Evangelien, die zum überwiegenden Teil aus einem – bereits bestehenden – Text schöpfen, den man Quelle Q, Logienquelle oder Spruchquelle nennt. Mit etwas Realitätssinn wird man anerkennen müssen, dass die Kultur zur Zeit Jesu hoch entwickelt war, dass man Gedächtnisleistungen nicht unterschätzen darf und dass wörtliche Mitschriften der Reden Jesu möglich waren.
Menschen, hier speziell Theologen, sind immer wieder versucht, Gott vorschreiben zu wollen, was sein darf und was nicht. Die Spätdatierung der Evangelien geht darauf zurück, dass man Jesus nicht zutraute und nicht zutraut, eine Vorhersage über die Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 zu machen. Zur Seriosität eines Textes gehört, dass er authentisch in persönlicher Verantwortung einer individuellen Person verfasst ist. Zweifel, dass die vier Evangelien nicht von den ihnen zugeschriebenen Verfassern stammen, sind daher unbegründet.
Armin Rieble
Stephanskirchen
Ulrich Kretzschmar behauptet in seinem Leserbrief, Jesus habe sich im politischen Sinn als „König der Juden“ bezeichnet, also den Aufstand gegen die Römer propagiert und somit Hochverrat begangen, sodass er von Pilatus berechtigterweise verurteilt wurde. Wäre dem wirklich so, hätte er bewaffnete Männer um sich sammeln und den Kampf gegen die römischen Besatzer beginnen müssen. Das hat er aber nicht getan, das wird wohl niemand bestreiten. Deshalb ist es absolut plausibel, wenn das Johannes-Evangelium berichtet, er habe dem Pilatus gesagt: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde.“ (Joh 18,36) Das hat Pilatus offensichtlich eingeleuchtet, da Jesus bei seiner Verhaftung keinerlei Widerstand geleistet hatte, deswegen wollte er ihn freilassen. Er knickte aber dann vor dem Druck des vor ihm stehenden Pöbels und der jüdischen Führer, die mit einer Beschwerde bei seinen Vorgesetzten drohten, ein und verurteilte Jesus zum Tode. Jesus bezeichnet das Wesen seines Königtums als „Zeugnis für die Wahrheit“(Joh 18,37) Er fordert zur freiwilligen Annahme seines Königtums auf und übt keinen gewaltsamen Zwang aus.
Allerdings lässt er keinen Zweifel daran, dass die Nichtannahme, der Unglaube, ins Verderben führen wird. Und dass er sein Königtum nicht unbegrenzt gewaltlos propagieren, sondern es bei seiner Wiederkunft am Ende der Zeiten mit Macht durchsetzen wird.
Dr. Josef Steininger
Feldkirchen-Westerham
Es ist erstaunlich, zu welchen Ergebnissen diese einfache Frage führt. Die einen sagen, dass die Überlieferungen nicht von Augenzeugen berichtet wurden, sondern nur vom Hörensagen. Dabei haben Matthäus und Johannes als Apostel Jesu alles als Zeitzeugen miterlebt.
Für andere sind das Geschichten, die nur immer wieder abgeschrieben wurden und damit sozusagen verfälscht sind. Wenn man aber wirkliche Historiker und Wissenschaftler zurate zieht, dann wird schnell klar, dass kein Werk der antiken Literatur nur annähernd über einen vergleichbaren Umfang an Textbelegen verfügt wie das Neue Testament.
Es gibt circa 5600 griechische Manuskripte sowie rund 24000 in anderen Sprachen und die Wissenschaftler sind sich einig, dass dieses Material äußerst zuverlässig überliefert wurde (F.F. Bruce: „Das Neue Testament – wahr, glaubwürdig, verlässlich“). So viel zur Echtheit.
Aber wer ist dann schuld am Tod von Jesus? Wir alle! Im Johannes-Evangelium steht in Kapitel 3, Vers 16: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“ Diese Wahrheit gefällt leider den Menschen nicht, denn der Mensch möchte sich nicht unterordnen (weil man dann nicht mehr tun und lassen kann, was „man“ will), sondern unabhängig sein. „Niemand soll sich in mein Leben einmischen“. Das Angebot Gottes kann jeder annehmen oder ablehnen, aber dass es dieses Angebot überhaupt gibt, ist der eigentliche Grund für solche Diskussionen.
Max Schmid
Kolbermoor