Zu den Berichten „Geld zurück für Brille, Hörgeräte & Co“ (Geld und Markt) und „Unsere Kindheit in den Fünfzigern“ (Bayernteil):
Die Reportage über die Kindheit in den 50er-Jahren weckt nostalgische Erinnerungen an eine Zeit, in der die Hoffnungen der Menschen nach den zurückliegenden schlimmen Jahren auf eine bessere Zukunft gerichtet waren. Es war eine Zeit, in der am Mittwochabend Fred Rauch im Radio mit seinem Wunschkonzert zu hören war und im Sommer bei geöffnetem Fenster für leere Straßen sorgte. Die aber auch tagsüber nicht sehr voll waren und ungeteert, was uns Kindern tolle Spiele wie Völkerball und Kästchen-Hüpfen ermöglichte. Es war eine Zeit, in der der Bayerische Rundfunk noch Volkslieder und Schlager spielte und am Sonntag das Mittagskonzert anstatt nur noch englische Schlager wie derzeit.
Es war eine Zeit, in der man noch Socken stopfte und Kleidung abänderte – dies allein sagt schon alles zum Thema Nachhaltigkeit im Vergleich zur Gegenwart. Es war eine Zeit, in der für die Buben das Fach Werken und für Mädchen Haushalt und Kochen auf dem Lehrplan standen.
Es war eine Zeit, in der nur wenige Schüler aufs Gymnasium gehen konnten, weil sich die Eltern das nicht leisten konnten. Aber trotzdem alle einen Beruf erlernten, der sie ernähren konnte. Aber es war auch eine Zeit, in der die Politiker dem arbeitenden Volk viel mehr Geld im Geldbeutel ließen als heutzutage. So übernahmen die Krankenkassen im Todesfall die gesamten Bestattungskosten, auf einem „normalen“ ärztlichen 50-Pfennige-Rezept konnten mehrere Medikamente verordnet sein, Kuren und Massagen wurden großzügig verordnet und das grüne Rezept war so gut wie unbekannt.
Und je mehr die Jahre vergingen, desto mehr strich die Politik still und leise all die schönen Dinge, die auch Gegenstand Ihrer Reportage waren.
Karin Stöttner-Lüdtke
Bad Aibling