Zum Bericht „Ein Dorf wehrt sich gegen ein Asyl-Zentrum“ (Seite 3):
„Wasch mich, aber mach mich nicht nass“ sagt der Volksmund bei Strategien, bei denen die Akteure zwar ein bestimmtes Ziel erreichen wollen, die dafür notwendigen Unannehmlichkeiten und Nachteile aber nicht in Kauf zu nehmen bereit sind. Sie scheitern regelmäßig. Trotzdem sind sie beliebt, derzeit zum Beispiel in Rott beim Kampf gegen ein Mega-Asylzentrum, zumindest wenn der Bericht in den OVB-Heimatzeitungen ein korrektes Stimmungsbild widerspiegelt. Natürlich wolle Rott seinen Beitrag leisten, aber leider, leider sei die Kläranlage zu klein, die Schulen auch, argumentiert der parteilose Bürgermeister. Die Vorstände der Bürgerinitiative machen’s ähnlich: Es könnte Ungeziefer angelockt werden, ein Müllproblem entstehen. Nicht mal eine Kundgebung traut man sich zu machen, da könnten ja „AfD-Anhänger“ kommen, und dann wäre man „in falsches Licht“ gerückt.
Ein einziger Bürger wagt es, nach ellenlanger Entschuldigung, verschämt anzudeuten, was ihn wirklich umtreibt: Seine Kinder könnten „angefasst“ werden. Keiner aber traut sich, den Elefanten im Raum zu benennen: Rott möchte nicht Illerkirchberg werden, nicht Kandel, auch nicht Höhenkirchen-Siegertsbrunn. „Nur ja nicht nass werden,“ scheint dagegen das Motto zu sein. Klar daher, dass Landrat Lederer mit der Bürgerinitiative „nicht im Gespräch“ ist. Braucht er meiner Meinung nach auch gar nicht, so sieht er doch genau, dass Spaltung und Stigmatisierung früher oder später auch in dieser Sache funktionieren werden. Die Konsequenz für Rott und jeden anderen Standort kann nur lauten: Glasklare Benennung der Befürchtungen, glasklare Forderungen, keine Distanzierungs- und schon gar keine Entschuldigungsarien schmettern.
Dr. Andreas Strasser
Bruckmühl