Zur Berichterstattung über Franz Beckenbauer (Sportteil):
Im Jahr 1967 war mein Mann Helmut Sportstudent in München. Er war 21, Beckenbauer 22 Jahre alt. Und als begeisterter Fußballfan sah mein Mann zusammen mit ein paar ebenso begeisterten Sportkollegen dem „Franzl“ in Grünwald beim Training zu. Schön brav hinterm Zaun. Und was geschah? Beckenbauer joggte an der Gruppe vorbei und zischte: „Schleichds eich!“ Na ja – die Wandlung zum „Gentleman“ kam halt erst später. Wobei – „Gentleman“ – kann das nur äußerlich sein? Wahrscheinlich. Denn wir (Jahrgang 1954) haben im Englischunterricht noch gelernt, dass ein „gentleman“ vor allem eins ist: wahrhaftig! Und des ko ma von Franzl wirklich ned sogn, wann a so getan hat, als wäre seine Tätigkeit ehrenamtlich und er ganz schön eingesackt hat dafür. Und noch eins: Mein Mann hat schon öfter zum Thema „Flüchtlinge“ gesagt: „De Flichtling, de an Staat am meistn kostn, san de Steuerflüchtlinge!“ Ich sag nur: „Villa in Salzburg“, Karriereende bei Cosmos. Steuergründe? Wieso so viele brave Steuerzahler jetzt den Franz als Superdeutschen hinstellen, versteh ich nicht. Das alles soll nicht heißen, dass ich das mit seiner tatsächlich überragenden Leistung im Fußball durcheinanderbringe. Das will ich hübsch auseinanderhalten. Aber menschlich, so meine Meinung, ist der Titel „Lichtgestalt“, wirklich nicht zutreffend. Noch was: Franz Beckenbauer wurde wegen seines leichtfüßigen, tänzerischen Stils öfter mit Muhammad Ali verglichen. Im Sport zu Recht (obwohl ich vom Sport wenig verstehe). Aber menschlich steht der Ali weit über ihm! Der ist für seine pazifistische Haltung ins Gefängnis und ließ sich seine Titel aberkennen. Seine Vorfahren waren Sklaven – genau solche, die im Hirnkastl vom Kaiser noch nie aufgetaucht sind. Und deren Existenz er in Katar noch – zugegeben recht freundlich – leugnete.
Nein, vom Geist eines wirklichen Menschenfreundes wie Muhammad Ali ist die ehemalige „Lichtgestalt“ Franz meiner Meinung nach Lichtjahre entfernt!
Gabi Leitner
Rosenheim