Zur Berichterstattung über den Waldschutz (Bayernteil):
Das Thema „Wald oder Wild“ ist derzeit in aller Munde, insbesondere mit dem anhängigen Verbissgutachten. Seit meiner Geburt lebe ich an einer 800 Hektar großen Feld- und Wiesenflur, die von großen Wäldern umgeben ist. Bis vor ungefähr 30 Jahren lebten dort mehrere Reh-Rudel, die diesen Bereich nur bei Störung oder hartem Winter verließen. Auf unserem Anger, 100 Meter vom Gehöft entfernt, setzten jährlich zwei Ricken ihre Kitze ins Gras. Im benachbarten Wald wurden zu meiner Kinderzeit Kahlflächen wieder bepflanzt. Diese Setzlinge wuchsen ohne Einzäunung und sind mittlerweile zu erntereifen Stämmen herangewachsen. Leider sind sie auch zunehmend dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen. Im Unterbewuchs entwickelte sich eine reiche Tannenjugend. Bis vor ungefähr 20 Jahren. Dann wurden sie sogar unmittelbar am Waldrand kahlgefressen. Was war geschehen?
Die Wiesenbewirtschaftung stellte auf vierwöchige Mahd um, und das bis zu siebenmal pro Sommer. Nur wenige Tage nach dem Schnitt der oftmals drei bis vier Hektar großen Schläge werden sie mit Gülle gedüngt. Das Reh, ein Nasentier und Feinschmecker, verzog sich in die Wälder. Die Fichtenschonungen geben nichts her, nur die Tannen schmecken einigermaßen. Wer könnte es den Rehen verübeln, wenn einem alle vier Wochen auf den Teller geschis… wird. Die Felder mit ihren Mais-Einöden bieten den Rehen auch nichts. Wie es anders aussehen kann, sieht man drüberhalb der Salzach in Österreich, wo wegen der Milchverarbeitung zu Käse auf die Silage-Wirtschaft verzichtet wird. Man darf also das Problem Wald oder Wild nicht isoliert sehen, sondern muss das gesamte Umfeld betrachten.
Richard Hellmeier
Schnaitsee