Zum Bericht „Verheerend für die Entwicklung der Kinder“ (Kulturteil):
Die neue Schulministerin scheint sich nicht optimal in ihr neues Amt einzufinden: Musik und Werken sollen zu einem Fach zusammengelegt werden. Am mehrstündigen Religionsunterricht darf jedoch nicht gerüttelt werden. Schon in den 80er-Jahren wurden die Musikstunden – meist Randstunden – sofort gestrichen, wenn ein Kollege krank wurde oder vertreten werden musste. Religionsstunden mussten immer gehalten werden; anfangs nur mit der Missio canonica – also der kirchlichen Erlaubnis, Religion zu unterrichten nach einem Studium – später von katholischen Lehrern und nach dem Jahr 2000 sogar von Personen, die aus der Kirche ausgetreten sind, wie ich. Und so machte ich den Notfall zur Erlebnisunterrichtsstunde, indem ich mit den Kindern das Beispiel vom barmherzigen Samariter als Theaterspiel im Klassenzimmer aufführen ließ. Es war eine Freude für mich als Lehrer, die Begeisterung der Kinder für das Schauspielen miterleben zu dürfen.
Und nun will man ausgerechnet die musischen Fächer streichen, die für eine gesunde Entwicklung unserer Kinder unabdingbar sind. Wie sagte doch einmal ein Schüler zu mir: „Wenn ich Liebeskummer habe, gehe ich mit meiner Gitarre ins Bett und singe mein Lieblingslied. Und alles ist gut.“
Hermann Bredenkamp
Schönberg
Vor zwanzig Jahren löste die damalige Pisa-Studie einen Aufschrei durch das Land aus. Das Bayerische Kultusministerium reagierte darauf mit einem Katalog, der vorsah, dass die Klassenleiter jedes Kind in elf Kategorien beobachten und dies im Zeugnis dokumentieren sollten. Proteste wurden im Keim erstickt. Dieses System wurde nach einigen Jahren wieder abgeschafft. Vielleicht wäre es dieses Mal ein Anlass, sich mehr auf das Kind zu konzentrieren. Nicht der Unterrichtsstoff, sondern das Wesen der Kinder sollte in den Mittelpunkt der Betrachtungen gestellt werden. Was brauchen sie für eine gesunde Entwicklung und was muss die Schule dafür leisten? Gerade in der Grundschule werden die Weichen für das Lernen gestellt. Sind Noten, Arbeitsblätter mit Kreuzchen und die Angst vor Proben wirklich notwendig?
Was unsere Kinder brauchen, ist Zeit. Zeit, um sich ihnen zuzuwenden, mit ihnen zu staunen, in ihnen Ehrfurcht für die Natur zu entwickeln. Lieder, Gedichte, Märchen und Geschichten, die ihre innere Fantasie anregen. Das bedeutet aber auch, den Lehrern mehr Freiheit und Vertrauen einzuräumen, kurze Rahmenbedingungen und freie Zeiteinteilungen zu schaffen.
Es braucht auch eine engere Zusammenarbeit mit den Eltern. Statt Schulräten sollte es pro Schule mehrere Sozialpädagogen geben, die den Lehrern in schwierigen Fällen zur Seite stehen.
Christl Bodler
Pittenhart