„O‘zapft is“ bei der Bundeswehr

von Redaktion

Zur Berichterstattung über den Krieg Russlands gegen die Ukraine, die Debatte um den Taurus, die russische Spionage bei der Bundeswehr und den Kommentar „Putins Spiel mit der ‚German Angst‘“ (Politikteil):

O’zapft is! Ein bei jedem gekonnten Bieranstich zum Oktoberfest vom trinkfesten Publikum bejubeltes Ereignis, wenn mit möglichst wenigen Schlägen eines offiziellen Würdenträgers bzw. einer eben solchen Würdenträgerin das erste Bier fließt. Wer hätte gedacht, dass dieser originelle bajuwarische Jubelruf ins Russische übertragen einen ganz anderen, entstellenden Sinn erhält und keine gute Stimmung in der Bundeswehr und der Ampel-Regierung auslöst.

Da wurde von den Russen eine Konferenzschaltung aus Singapur einfach mal angezapft, brisante Gespräche hoher Luftwaffen-Offiziere der Bundeswehr belauscht, aufgezeichnet und schließlich von „Russia Today“ dem deutschen Publikum zu Gehör gebracht – sehr zur Freude von Putin. Bei diesen Gesprächen ging es unter anderem um den Austausch von Überlegungen bezüglich Einsatz der Marschflugkörper Taurus im Ukraine-Krieg (Ziele: Munitionsdepots, Krim-Brücke etc.) und die Ausbildung in der Bedienung des Personals durch deutsche Spezialisten. Das Ganze verschleiert und unter Vermeidung, dass Deutschland Kriegspartei wird. Das ist an Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten.

Man fragt sich, wie naiv solch ein brisantes Thema von einem sich offenbar sehr klug und weise fühlenden Personal auf höchster Ebene behandelt wird. Da braucht man sich nicht mehr über eine unerwünschte Stimmung in der Bevölkerung und überraschende Wahlergebnisse zu wundern.

Günther Graubitz

Wasserburg

Mit dem Vorschlag, die Aussage „Diplomaten statt Granaten“ an Putin weiterzugeben, hat sich unser Bundeskanzler eindeutig die Heiligsprechung verdient. Der Besuch beim Papst in Rom wurde schon erledigt; natürlich sind wir uns der großen Ehre bewusst und werden sie dementsprechend würdigen. Man kann es nur als naiv betrachten, zu denken, „Zar Putin“ würde das beeindrucken. Der droht als Dank der westlichen Welt, „seinem größten Feind“, lieber mit Waffen, die eine super große Reichweite haben! Zu welchen Taten dieser Mann fähig ist, kann – wenn auch mit Entsetzen und großem Grauen – jeden Tag bewundert werden. Sollte es so weit kommen, kann unser Friedenskanzler mit Heiligenschein und Genosse Schröder als Übersetzer im Gepäck dem „Zar“ seine Aufwartung machen. Dann gute Nacht, Deutschland! Natürlich könnte Brüderchen Gerhard ein gutes Wort für uns einlegen. Wir sind doch eine große Familie.

Karin Reynolds

Kolbermoor

Da diskutieren Bundeswehroffiziere über die Frage, wie die Ukraine unter tatkräftiger Anleitung der Bundeswehr mit Taurus-Raketen die Krim-Brücke zerstören könnte. Zudem beraten die Herren, mit welchen Tricks man es verhindern könnte, dass Deutschland als Kriegspartei entlarvt wird. Für unsere kriegsbereiten Politiker und Journalisten ist aber nicht der Inhalt dieser gefährlichen Kriegsplanspiele der eigentliche Skandal, sondern die Tatsache, dass diese Pläne von Russland aufgedeckt werden konnten.

Eine rühmliche Ausnahme bildet die ungarische Zeitung Magyar Nemzet, die von Ihnen dankenswerterweise mit folgenden Sätzen zitiert wird: „Die Militärführer schwadronieren über das Schicksal von Ländern und Völkern, als redeten sie über das Mittagessen am Sonntag. Hier geht es aber nicht um grünen Bohneneintopf, sondern um einen möglichen Weltenbrand, um den Tod tausender Menschen.“ Ähnlich nachdenkliche Stimmen würde ich gerne auch von unseren Qualitätsmedien hören.

Hoffentlich behält Olaf Scholz diesmal die Nerven und lässt sich nicht von den Kriegstreibern aus CDU, FDP und Grünen in ein gefährliches Abenteuer treiben.

Wilfried Rahe

Mühldorf

Die Neigung vieler, insbesondere älterer Bürger ist es, Angst vor jedem Krieg zu haben, da sie die unermesslichen Folgen und Schrecken des vergangenen Weltkrieges noch gut in Erinnerung haben. Ihr Verfasser des Kommentars über die „German Angst“, Georg Anastasiadis, musste diese Erfahrung – genauso, wie viele heutige Politiker – nie machen. Aus dem erneut erfolgreich und voller erregender „toller Action“ produzierten Film „Im Westen nichts Neues“ wurden absolut keine tief greifenden Schlüsse gezogen. Welch eine Aussage des aktuellen Verteidigungsministers: „Deutschland muss sich kriegsfähig machen“!

Als Sechsjähriger war ich mit meinem Onkel und seinem von einer Kuh gezogenen Fuhrwerk unterwegs nach Pforzheim, um in den Trümmern der völlig zerstörten Stadt und des zerbombten Hauses einer meiner Tanten nach eventuell verbliebenen Lebensmitteln zu suchen. Nach einem Irrweg über haushohe Trümmer fanden wir in dem weitgehend zerstörten, wassergefüllten Keller schwimmende, intakte Einmachgläser, die wir freudestrahlend mitnehmen und verzehren konnten. In Pforzheim verloren bei einem einzigen Bombenangriff in wenigen Stunden 17000 Menschen ihr Leben. Von der Stadt blieb nur Schutt und Asche übrig. Mein Schulweg zum Gymnasium war über viele Jahre hinweg von Trümmern flankiert.

Es gibt in der Pressewelt absolute „Resonanzverstärker“, die allwissend Andersdenkende in die linke, rechte oder sonstige politische Ecke versetzen. Sie scheuen sich nicht, den Krieg in der Ukraine „auf die Spitze“ zu pokern. Wer glaubt im Ernst, dass Russland einen Hauptstützpunkt der Amerikaner auf der Krim akzeptieren würde?

Dr. Bernd Reinhardt

Bad Aibling

Weltweit herrschten Entsetzen, tiefe Trauer und Verzweiflung, als bekannt wurde, dass Wladimir Putins schärfster „Staatsfeind“ – der bekannte Kremlkritiker Alexej Nawalny – laut russischer Behörden in einem speziellen „Gulag“-Gefängnis, in welches Diktator Putin ihn für fast zwei Jahrzehnte verschwinden lassen wollte, angeblich eines natürlichen Todes – also nicht an Gift – sondern an einem Herzversagen verstorben sei. Möglich, aber die brutalen Haftbedingungen, die Aggressor Putin für „politische Strafgefangene“ fordert, könnten auch schuld am angeblichen Herzversagen sein. Aber nicht nur in Diktaturen werden sogenannte „politische Regimekritiker“ brutal verfolgt, gefoltert, eingesperrt oder gar „entsorgt“. Es ist bekannt, dass in einem britischen Hochsicherheitsgefängnis – auf besonderen Wunsch der US-amerikanischen Justiz und der CIA sowie von Ex-US-Präsident Donald Trump – der „politische Gefangene“ Julian Assange, Gründer der Recherche-Plattform Wikileaks, seit Jahren eingekerkert ist und ihm schlimmstenfalls ein ähnliches Schicksal wie Alexej Nawalny droht. Sein „Verbrechen“ besteht darin, dass er zahlreiche geheime Kriegsverbrechen des US-Militärs im Internet bekannt machte. Wo bleibt da die weltweite Empörung? Oder wird je nach Standort und politischer Staatssicht zwischen „guten“ und „bösen“ Regimekritikern unterschieden?

Jürgen Engelhardt

Stephanskirchen

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