Fehlbar, aber ein Vorbild

von Redaktion

Zur Berichterstattung über Otfried Preußler und den Nationalsozialismus (im Regionalteil):

Das Theater Rosenheim veranstaltet jedes Jahr das Kindertheater im Kultur- und Kongresszentrum. In der Vergangenheit haben wir wiederholt Stücke von Otfried Preußler aufgeführt und planen, dieses Jahr erneut „Die kleine Hexe“ zu präsentieren. Als Vorsitzender des Theaters Rosenheim habe ich mich intensiv mit dem Leben und Werk dieses bekannten heimischen Autors beschäftigt. In meinem persönlichen Kontakt und meiner Bewertung seines Lebens und Schaffens ist klar erkennbar, dass Preußler sich deutlich von den Idealen des Nationalsozialismus distanziert und ein offenes und humanistisches Weltbild vertritt. Diese Einschätzung wird auch von Experten geteilt.

Es ist verständlich, dass man in jungen Jahren vor allem in dem damaligen Kontext den Verlockungen nationalsozialistischer Ideologien erliegen kann. Doch wenn sich jemand später davon löst und sich gegen solch menschenverachtende Ideen stellt, verdient das meinen Respekt. Unser Rechtssystem spiegelt diese Auffassung wider, indem es ein spezielles Jugendstrafrecht und Verjährungsregelungen hat.

Ich kann nicht nachvollziehen, warum man angesichts des Gesamtbildes seines Lebens eine Schule, die seinen Namen trägt, umbenennen möchte. Durch sein Werk hat sich Preußler eindeutig und klar von jeglichen nationalsozialistischen Ideen distanziert. Aus diesen Gründen halte ich Otfried Preußler für ein Vorbild, und wir freuen uns darauf, den Kindern auch dieses Jahr im Advent ein Stück zu zeigen, in dem die kleine Hexe mit Mut erfolgreich gegen das Böse kämpft.

Frank Kefer

Vorsitzender des
Theaters Rosenheim

Artikel 10 von 11