Gott geht mit dem Wandel der Zeit

von Redaktion

Zum Leserbrief „Frauenpriestertum ist eine Irrlehre“ (Leserbriefseiten):

Jakob Grandl schrieb, die Priesterweihe könnten nur Männer empfangen. Dies sei eine Anordnung, die auf Gott zurückgehe, nicht auf die Kirche. Der Blick auf die zweitausendjährige Kirchengeschichte lässt hingegen erkennen, dass soziale und geistige Umbrüche sich immer auch auf die Verkündigung und Selbstdarstellung der Kirche verändernd auswirkten. Die Kirche musste sich von Mal zu Mal auf neue Sichtweisen einstellen, um von den Menschen weiterhin verstanden zu werden. Gegenwärtig sehen wir zum Beispiel, wie jetzt auch innerhalb der Kirche der Umgangsstil zunehmend demokratische Züge annimmt. Vor hundert Jahren hätte man das noch als Glaubensbedrohung betrachtet. Ganz vehement reibt sich die Kirche nun aber an der Frage, welche Rolle den Frauen zugestanden werden soll. Angesichts des akuten Priestermangels werden vielfach fähige Frauen zu Stützpfeilern einer Gemeinde. Würde man sie zu Priestern weihen, meint Grandl, käme dadurch die Glaubenseinheit in Gefahr. Wäre nicht vielmehr zu befürchten, dass die Frauen verstärkt aus der Kirche auswandern, wenn ausschließlich in der Kirche weiterhin die Männerpriorität aufrechterhalten bliebe? Wie lange wird es diesmal wohl dauern, bis eine gangbare Lösung gefunden ist? Gott steht nicht hinter dem Stillstand, er geht mit im Wandel der Zeit.

Otto Wiegele

Rosenheim

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