Komfortzonen-Kritik und chinesische Realpolitik

von Redaktion

Zur Berichterstattung über die Aussagen des bayerischen Ministerpräsidenten zur Arbeitsmoral in Deutschland und seine Reise nach China (Politikteil):

Vor nicht allzu langer Zeit hat sich unser Landesvater über die Arbeitsmoral in unserem Land beklagt. Über richtig oder falsch möchte ich gar nicht urteilen. Die Personalie stößt mir an dieser Stelle auf. Der Fisch stinkt ja bekanntlich vom Kopf. Und meist ist eben der Chef schuld, wenn sein Laden nicht läuft. Im vergangenen Jahr war zu lesen, dass Markus Söder an gerade mal fünf von 30 Sitzungstagen des Landtags anwesend war. Und an Haushaltsberatungen beziehungsweise bei den Abstimmungen war er auch nicht dabei. Ob sich das mittlerweile gebessert hat, konnte ich nicht herausfinden. Konsequenzen gibt es keine und vom unverdienten Gehalt kann man ihm auch nichts Wesentliches abziehen. So jemand lamentiert dann von Arbeitsmoral und Sozialschmarotzern bringt – mit seinem durchaus üppigen Gehalt von mehr als 21000 Euro pro Monat – den Steuerzahlern (die sein Einkommen finanzieren) statt Respekt nur Hohn entgegen. Söder muss nicht jedes Jahr dafür kämpfen, dass er mehr aufs Konto bekommt, er kann das ohne Abstimmung in Haushaltstiteln verstecken. Aus dieser Komfortzone lässt sich sehr leicht Blödsinn verzapfen. Wahrscheinlich macht er in der Zeit, in der er Landtagssitzungen schwänzt, auf Steuerzahlerkosten noch den „Atompilotenschein“, um Isar 2 wieder in Betrieb nehmen zu können. Und statt der Haushaltssitzungen noch eine Ausbildung zum Geologen. Da kann er dann auch gleich ein atomares Endlager im Chemiedreieck anlegen, wenn es mit den Windrädern nichts wird. Wie wäre es stattdessen einfach mal damit, mit gutem Beispiel voranzugehen und den Job zu machen für den man gewählt wurde und gut bezahlt wird.

Ulrich Eiwan

Amerang

Der bayrische Ministerpräsident reist nach China, er will Realpolitik statt Moralpolitik betreiben. Als Moral werden Werte und Regeln bezeichnet, die in einer Gesellschaft allgemein anerkannt sind. Das bedeutet faires, untadeliges Verhalten anderen Menschen gegenüber, sodass niemand verletzt oder gekränkt wird. Aber was versteht Söder denn unter Realpolitik?

Sieht er also die aufgeführten Tugenden der Moral als Hindernis für wirtschaftliche Erfolge? Will er etwa die bekannte chinesische „Realpolitik“ auf Bayern übertragen? Unterdrückung, Ausgrenzung, Umerziehungslager, Ausbeutung? Vielleicht sollte Söder auch nach Russland oder Nordkorea reisen, um sich dort eine gelebte „Realpolitik“ abzuschauen. Ein guter Lehrherr wäre auch Trump. Warum verurteilt Söder eine „Moralpolitik“ und macht sie lächerlich? Was ist so schlecht an einer Politik, die Werte und gutes Benehmen einfordert? Es ist schon sehr traurig, dass ein Ministerpräsident sich gegen Moral ausspricht, das hat er im Dauerwahlkampf auf seinen Bierzeltreden hinlänglich kundgetan. Wir brauchen aber keine schlechten Vorbilder, sondern dringend wieder Moral im Umgang miteinander.

Angela Kind

Prien

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