Zum Bericht „Dickes Plus für Rentner“ und zur Berichterstattung über die Kritik der Jungen Union an der Rentenerhöhung zum 1. Juli (Politikteil):
Sicher ist es schön, wenn ein Rentner, der 1000 Euro Rente erhält, ab Juli 45,70 Euro mehr bekommt, also 4,57 Prozent. Aber das steht in keinem Verhältnis zu dem, was Pensionäre im Jahr 2024 mehr erhalten. Das ist nämlich ein Sockelbetrag von 200 Euro sowie eine Erhöhung um 5,3 Prozent. Zusätzlich haben die Pensionäre einen Inflationsausgleich von 3000 Euro erhalten. Dazu muss man wissen, dass die durchschnittliche Pension bei 3170 Euro liegt, die durchschnittliche Rente bei 1227 Euro für Männer und 800 Euro für Frauen. Die Ungleichheit zwischen Renten und Pensionen steigt also deutlich weiter. Wobei die Rentner für ihre Rente auch selbst eingezahlt haben und die Pensionäre rein aus Steuergeld finanziert werden. In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass sich die Höhe der Pensionen aus dem Gehalt der letzten drei Jahre mit über 70 Prozent errechnet. Die der Rente aber aus dem gemittelten Gehalt der gesamten Arbeitszeit mit 48 Prozent, was in etwa 20 Prozent des gemittelten Gehaltes der letzten drei Jahre entsprechen dürfte. Diese Tatsache ist weitgehend unbekannt. Es wäre sinnvoll, wenn sich die Presse nicht auf die schönen Sprüche der Politik verlassen würde, sondern selbst recherchiert, um die Leser richtig zu informieren. Sie sollte mindestens auf Überschriften verzichten, die suggerieren, dass die Rentner die großen Abkassierer in finanziell schwierigen Zeiten sind.
Elisabeth Woelfle
München
Herr Winkel von der Jungen Union wettert über die Rentenerhöhung. Die Medien machen es ihm leicht, dient die Erhöhung der Renten immer als Schlagzeile, die Erhöhung der Diäten – dieses Jahr wird übrigens 5,6 Prozent erwartet – werden meist nur am Rande erwähnt. Nebenbei: Die Pensionserhöhung zum 1. Januar 2023 betrug 5,8 Prozent – keiner hat sich aufgeregt. Ich weiß auch nicht, warum sich Herr Winkel aufregt. Seine Partei hatte 16 Jahre Zeit, das Rentensystem an die zu erwartende Demografie anzupassen, sich aber immer verweigert. Ist auch ein schwieriges Wahlkampfthema.
Die Altersarmut steigt laufend bei Rentnern, nicht bei Pensionären. Grund, dass sich Politiker, die ja irgendwann Pensionen beziehen, nicht an dieses Thema heranwagen, ist wohl, um sich nicht selbst zu schaden. Nebenbei: die steuerfreie Inflationszulage bekamen Abgeordnete, Beamte und Pensionäre: 3000 Euro netto. Für Rentner: nichts. Anständig wäre gewesen, wenn zumindest höhere Beamte dieses Geld gespendet hätten. Nehmen wir einfachheitshalber eine durchschnittliche Rente von 1500 Euro an, so sind fünf Prozent 75 Euro (brutto). Das heißt für 3000 Euro Zulage, muss ein Rentner 40 Monate sparen, und da ist die Steuerfreiheit noch gar nicht berücksichtigt.
Diese immer währende Diskussion um die Renten geht mir ehrlich gesagt auf den Geist. Auch hier wäre Handeln endlich einmal angesagt. Österreich zeigt auch hier Deutschland den richtigen Weg. Dort zahlen demnächst alle in die Rentenkasse ein, die Renten sind jetzt schon weitaus höher als in Deutschland.
Michael Schuldes
Feldkirchen-Westerham