Zum Bericht „Schäuble: Stoiber wollte Merkels Sturz“ (Politikteil):
Der Artikel zeigt es deutlich: In politischen Spitzenkreisen menschelt es drastisch, wenn der persönliche Ehrgeiz der Parteiführer sich mit den Partei-Doktrinen beißt und so das Vertrauen untereinander zerstört. So hätte Angela Merkel auf dem CSU-Parteitag 2015, als Horst Seehofer sie auf offener Bühne 15 Minuten lang kalt „abkanzelte“, ihn ruckzuck stehen lassen müssen und wäre so „als moralische Siegerin von der Bühne gegangen“. Und Edmund Stoiber, der laut Wolfgang Schäuble die Kanzlerin stürzen wollte, steht heute als schlechter Verlierer da. Sie, die von Helmut Kohl mit leichter Hand zur Nachfolgerin gemacht wurde – weil sie ihm wohl stets lenkbar erschien – ließ den Bayern nicht ruhen, weil er es nie zum Kanzler geschafft hatte (wie vermutlich Markus Söder auch nicht). Dem wissbegierigen Leser sei dazu das höchst kompetente Buch des langjährigen SZ-Redakteurs und Landtagskorrespondenten Michael Stiller (1945 – 2016) empfohlen, der mit spitzer Feder, aber immer fair, den „Landesvater Stoiber“ auf sein Normalmaß reduzierte, besonders in Sachen Wirtschaftskompetenz (Kirch, Pro7, Landesbank-Affäre). Und auch der ehrenvolle Platz von Wolfgang Schäuble in der BRD-Geschichte sähe noch ruhmreicher aus, wenn er etwa nach Helmut Kohls Tod die Namen der Partei-Spender offengelegt hätte, die ihm in seiner Position sicher bekannt waren: Zwischen Gewissen, Amtseid und Karriere gibt es ja doch noch Spielraum!
Matthias Fuchs
Waldkraiburg