Der seltsame Eiertanz um das Tempolimit

von Redaktion

Zum Bericht „Tempolimit auf Autobahnen abgelehnt“ (Politikteil):

Verkehrsminister Wissing will ein Tempolimit auf Autobahnen um jeden Preis verhindern und vollführt zu dem Zweck eine Art von verbalem Eiertanz. Die Einsparung von 6,7 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr verspottet er als herumgeisternde Zahlen. Er behauptet außerdem, dass sich bei einem Tempolimit der direkte Weg durch die Dörfer zeitlich wieder lohne, was eine maßlose Übertreibung darstellt. Und schließlich tut er ein Tempolimit von 120 km/h mit der völlig unbewiesenen Pauschalaussage ab: „Das wollen die Leute nicht.“

Die alltägliche Erfahrung lehrt jedoch, dass auf Autobahnen im Durchschnitt um 120 Stundenkilometer gefahren wird. Und das wird von den Leuten auch akzeptiert. Nur bei einer Minderheit von Rasern findet ein Tempolimit keine Akzeptanz, weil sie die Autobahn als Rennstrecke missbrauchen. Die Autofahrer in unseren europäischen Nachbarländern können über den seltsamen Eiertanz von Volker Wissing nur lachen. Er rennt mit zweifelhaften Argumenten gegen ein Tempolimit an, das in ihren Staaten schon immer selbstverständlich war und sich dort bestens bewährt hat. Ein großzügig bemessenes Tempolimit von 130 km/h auf der Autobahn wäre auch bei uns für jeden Autofahrer zumutbar, zumal es der schon längst gültigen Richtgeschwindigkeit entspricht. Das stärkste Argument für ein Tempolimit ist die Tatsache, dass viele ängstlichere Fahrer die Autobahn nur deshalb meiden, weil sie sich vor dem rücksichtslosen Fahrstil von Rasern und einem Zusammenstoß mit ihnen fürchten. Insofern ist das Tempolimit ein Gebot der Rücksichtnahme. Auch im Straßenverkehr dürfen sich Stärkere nicht auf Kosten von Schwächeren skrupellos durchsetzen.

Ulrich Kretzschmar

Prien

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