Zum Leserbrief „Beweise für das Böse?“ (Leserbriefseiten):
Herr Kretschmar, herzlichen Dank für Ihren Leserbrief, der mich anregt, meinen Glauben zu reflektieren. Drei Fragen kristallisieren sich hierbei heraus: Wie wird die Wirklichkeit der Welt am besten interpretiert? Was gibt uns Kraft, wenn es im Leben eng wird? Gibt es Zukunft und tiefstes Glück, und wenn ja, wo ist dies zu finden?
Diese Fragen koinzidieren mit Jesu Antlitz als der einzig sinnvollen Antwort hierauf: Das Angesicht Jesu – nicht ausgenommen sein leidendes Antlitz – spiegelt den Zustand unserer, leider auch krisengeschüttelten Welt realistisch und doch äußerst liebevoll wider. In ihm drückt sich die menschliche wie auch göttliche Solidarität Jesu – auch bei Schicksalsschlägen wie Krankheit und Tod – für jeden Menschen aus. Und schließlich wird das Angesicht Jesu beim gläubigen Betrachten zum heilend-dynamischen und dadurch froh machenden Korrektiv des eigenen Lebens, auch meiner immer wieder irrlichternden Existenz.
Hans-Jürgen Langer
Rosenheim
Ulrich Kretzschmar stellt uns Jesus wieder einmal vor als politischen Aufrührer gegen die römische Besatzungsmacht. Nüchterner Verstand müsste sich da ja schon fragen, wie es möglich ist, dass ein Aufrührer, der von der staatlichen Obrigkeit problemlos festgenommen und auf schmachvolle Weise zu Tode gebracht werden konnte, in der Lage war, eine derartige Wirkung erzielen und eine weltweite Bewegung zu begründen, die bis heute anhält. Zu erklären ist das nur, wenn die Berichte von der Auferstehung wahr sind.
Eines hat Herr Kretzschmar allerdings richtig erkannt, er schreibt, Jesus habe „allen Glaubensfeinden die ewige Verdammnis in der Hölle angedroht.“ Das hat er in der Tat. Nüchterner Verstand sollte, angesichts der Unbesiegbarkeit der katholischen Kirche, die das Wirken Jesu fortsetzt und die über die Jahrhunderte von vielen Mächten angefeindet und bekämpft wurde, die alle untergegangen sind, den Gedanken in Erwägung ziehen, dass diese Drohung ernst zu nehmen ist. Die Bibel fordert uns auf, nüchtern zu kalkulieren: „Wenn ein König gegen einen anderen in den Krieg zieht, setzt er sich dann nicht zuerst hin und überlegt, ob er sich mit seinen zehntausend Mann dem entgegenstellen kann, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt? Kann er es nicht, dann schickt er eine Gesandtschaft, solange der andere noch weit weg ist, und bittet um Frieden.“(Lukas 14,31f) Nun hat ja Gott in Jesus schon uns eine Friedensdelegation geschickt und es wäre sträflich dumm, dieses Friedensangebot auszuschlagen.
Dr. Josef Steininger
Feldkirchen-Westerham