Putin-Propaganda nachgeplappert

von Redaktion

Zum Leserbrief „Wie lange will die EU den Krieg noch verlängern?“ von Johannes Englmaier:

Der Leserbrief des Herrn Englmaier kann nicht unbeantwortet bleiben. Er verteidigt den Kriegsverbrecher Putin und schimpft breitgefächert gegen den Westen. Würde er das Gleiche umgekehrt in Moskau tun, hätte ihn sein Freund Putin schon in die leer gewordene Zelle des Putin-Gegners Nawalny geschickt. Bei uns im freien Westen darf man scheinbar unbestraft jeden Unsinn verbreiten.

Sebastian Mühlhuber sen.

Rott

Willkommen in Utopia: Realität: 1. Russland hat die Ukraine angegriffen. 2. Die Ukraine hat das Recht, sich zu verteidigen. 3. Die Ukraine ist auf Hilfe angewiesen, sonst stünde Putin mit seiner Armee an den Grenzen zu Polen, der Slowakei, Ungarn und Rumänien. Und nicht nur aus diesem Grund unterstützen die EU, Länder der EU, die USA und viele andere Länder die Ukraine mit Waffen und Geld. 4. Russland zerstört in der Ukraine Kinderkliniken, Kliniken, zivile Infrastruktur und Wohnviertel, das sind in der Regel Zivilisten. Das ist völkerrechtswidrig. 5. Soll die Ukraine auf rund 20 Prozent ihres Territoriums verzichten und die Kosten des Neuaufbaus selbst tragen? Putin riebe sich die Hände. Das hätte doch – wie 1939, als man Hitler die Tschechoslowakei überließ – zur Folge, dass ein Diktator Putin sich bestärkt fühlt und nach mehr greift.

Kann man so blauäugig-naiv putingläubig sein? Butscha ist ein Beispiel seiner „Menschenfreundlichkeit“. Mein Vorschlag an die Linkspartei, die AfD, Frau Wagenknecht und an alle gutgläubigen Putin-Versteher: Fahrt zu ihm und redet mit ihm, bringt ihm eure Vorschläge – und wenn er sich darüber totlacht, ist schon viel gewonnen. Gebt ihm den kleinen Finger und er reißt euch den ganzen Arm ab. Es fehlt nur eine Person dabei, die direkt betroffen ist: Selenskyj. In ein militärisches Abenteuer hat sich nicht der Westen verrannt, das war Putins Russland, das nicht mit solchem Widerstand gerechnet hat.

Holger Mairoll

Kolbermoor

Ist es dumm-dreist oder blanker Zynismus, wenn Kreml-Chefpropagandist Herr Englmaier davon spricht, dass eine verirrte russische Drohne, die einen verfallenen Plattenbau oder vermeintlich ein angebliches Kinderkrankenhaus trifft, reiche, damit westliche Medien Putin zum Kriegsverbrecher erklären? Diese wenigen verirrten Drohnen haben erstaunlicherweise etwa zehn Millionen Ukrainer innerhalb oder außerhalb der Ukraine zur Flucht veranlasst. Zum Kinderkrankenhaus: Hier übertrifft Herr Englmaier noch die russische Propaganda, wenn er praktisch infrage stellt, ob es sich überhaupt um ein derartiges handelte. Die Russen bestreiten dies nicht, behaupten nur ohne irgendeinen Beleg, den Schaden habe eine ukrainische Luftabwehrrakete verursacht. Dies ist praktisch widerlegt: Die vorläufige Untersuchung des UN-Menschenrechtsbüros kommt ebenso wie die Rechercheorganisation Bellingcat zu dem Ergebnis, dass eine russische Kh-101 das Krankenhaus traf. Dafür sprechen die aufgefundenen Überreste, die natürlich von der Ukraine platziert hätten werden können. Allerdings gibt es auch Bilder und Videos der Rakete kurz vor dem Einschlag, und die zeigen deutlich eine Kh-101. Putin sprach auch schon von den „unschätzbaren Erfahrungen“ des russischen Militärs in Syrien. Dort wurden gezielt Krankenhäuser, Schulen, Wasserreservoirs und Kraftwerke, also zivile Infrastruktur, angegriffen, um die Zivilbevölkerung zu demoralisieren: Vorbild für den Ukraine-Krieg. Herr Englmaier meint, die Leute hierzulande würden für dumm verkauft. Da kann ich ihm nur zustimmen: Wer die Propaganda eines Autokraten, der mit Schauprozessen und Morden im In- und Ausland seine Gegner ausschaltet, übernimmt, zeigt durchaus intellektuelle Defizite.

Bernward Schmidt

Prutting

Selten ist mir ein derart verquerer und einseitiger Leserbrief, basierend offensichtlich auf der täglichen Berichterstattung und gezielt gestreuten Verschwörungstheorien von RT, zu Gesicht gekommen. Anders kann ich mir diese Sichtweise nicht erklären. So seien einzelne verirrte Drohnen, die beispielsweise nur Bachmut oder Avdiivka in Schutt und Asche gelegt haben, weiter nicht schlimm und beachtenswert. So kann nur jemand schreiben, der die Verhältnisse vor Ort nicht kennt. In dem „angeblichen“ Kinderkrankenhaus, übrigens das größte in der Ukraine, hat eine mir persönlich bekannte Apothekerin aus Kiew gearbeitet, und die Identifizierung des Geschosses hat eindeutig eine russische Drohne ergeben. Aber RT stellt die Verschwörungstheorie auf, dass es die Ukrainer selbst waren, um Mitleid im Westen für weitere Unterstützung zu generieren. Ich selbst war innerhalb eines Jahres fünfmal in der Ukraine, um Hilfslieferungen von Müllautos für Lyman, Beatmungsgeräte für Cherson und Medikamente mit einer Organisation zu überbringen. Dabei war ich auch in Butscha, um die angebliche „Theatervorstellung“ der ermordeten Ukrainer anzusehen. Der ganze Ablauf ist inzwischen lückenlos dokumentiert im Kriegsmuseum in Butscha. Zu uns nach Deutschland flüchtete damals auch eine Familie aus Butscha mit einem Kleinwagen, der auf der Beifahrerseite von sieben Kugeln durchsiebt war, nachdem in Irpin der Taufpate der kleinen Tochter beim Verlassen des Hauses erschossen wurde.

Aber das sind wahrscheinlich alles nur Märchen und Fantasien, denen ich aufgesessen bin. Mein dringender Rat an den Schreiber des Leserbriefs wäre, Deutschland und den dekadenten Westen zu verlassen, um nicht den „Kriegsverbrechern“ wie von der Leyen oder Stoltenberg ausgesetzt zu sein.

Albert Bruckner

Bad Feilnbach