Freie Bahnkapazitäten nutzen und Bestandsstrecken sanieren

von Redaktion

Zum Bericht „Kleinkrieg beenden“ und der laufenden Berichterstattung über den Alpentransit-Streit (Regionalteil):

Die gemeinsame Forderung der Industriellenvereinigung Tirol, der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft und des Unternehmerverbandes Südtirol nach einer Aufhebung des Nachtfahrverbots, um den Lkw-Verkehr am Brenner zu entzerren, ist vor dem Hintergrund freier Bahnkapazitäten auf das Schärfste zurückzuweisen. Mit Blick auf den Lkw-Umwegtransit am Brenner sei darauf verwiesen, dass die Schiene in der Schweiz – und zwar die sogenannte NEAT (Gotthard und Simplon) – erst zu 55 Prozent ausgelastet ist. Die Gesamtkapazität der bestehenden Brennerbahn beträgt auf italienischer Seite 29 Millionen Gütertonnen pro Jahr, wobei sich die Auslastung derzeit nur auf elf Millionen Tonnen beläuft, während auf der Autobahn fast 30 Millionen Tonnen jährlich befördert werden.

Ebenso wird die Kapazität auf der Schiene vom Brenner nach Kufstein und weiter nach Deutschland bei Weitem nicht ausgeschöpft. Die Industrie kann die gewünschte Entzerrung problemlos dadurch erreichen, dass Transporte von der Straße auf die Bahn verlagert werden.

Martin Teißl

Schwaz in Tirol

Die Forderung des Hauptgeschäftsführers des Verbands der Bayerischen Wirtschaft, Bertram Brossardt, den Verkehrs-Kleinkrieg mit Österreich zu beenden und den Bau der bayerischen Zulaufstrecke zum Brennerbasistunnel endlich zu beschleunigen, ist wenig überzeugend. Auch die Mitglieder seines Verbands haben sich um die Bahn in der Vergangenheit wenig gekümmert und ihre Güter bevorzugt auf die Straße verlagert.

Die Gründe dafür sind ja verständlich. Man kann sich auf die Bahn schon seit Jahren nicht mehr verlassen. Sie ist unpünktlich, unflexibel und kaum konkurrenzfähig. Die Vertreter der Wirtschaft hätten aber diese Defizite bei ihren regelmäßigen Treffen mit Politikern längst zur Sprache bringen und eine Verbesserung der bestehenden Infrastruktur einfordern müssen. Jetzt ist es extrem aufwendig und teuer, die Bahn wieder auf Vordermann zu bringen.

Das aktuell eingeleitete Sanierungsprogramm ist richtig, aber angesichts der Schulden in Milliardenhöhe beim Bund und bei der Bahn nicht finanzierbar. In dieser schwierigen Situation den Bau einer sündteuren, nicht notwendigen Neubaustrecke zu fordern, ist meiner Ansicht nach unverantwortlich.

Wolfgang Unterseher

Rohrdorf

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