Fragwürdige Annahmen

von Redaktion

Zum Bericht ,,Industrie zweifelt an Kraftwerk-Strategie“ (Politik):

Das Versprechen einer stabilen Stromversorgung, so wird in Kreisen konventioneller Kraftwerksbetreiber gemunkelt, beruhe auf teils fragwürdigen Annahmen. So würde in den Berechnungen des Wirtschaftsministeriums etwa Kraftwerke der Fernwärme-Versorgung mit ihren vollen elektrischen Leistung aufgeführt. Diese Anlagen jedoch verlieren in der Regel gut ein Drittel ihrer elektrischen Leistungsfähigkeit, wenn sie im Winter auf maximale Fernwärme-Produktion ausgerichtet werden.

Zweifel gibt es auch an anderen Parametern. So gehen die Berechnungen des Wirtschaftsministeriums offenbar davon aus, dass die „Verfügbarkeit“ der restlichen Kraftwerke im Schnitt bei 93 Prozent liegt. Dies sei ein Wert fern der Wirklichkeit, kritisieren Ingenieure der Kraftwerks-Branche: Bei Kohlekraftwerken und vielen Gaskraftwerken liege die reale Verfügbarkeit bei lediglich 80 bis 85 Prozent. In der übrigen Zeit liefern die Anlagen keinen Strom, weil eine Revision durchgeführt wird oder technische Pannen auftreten.

Diese Kritik legt einen bedenklichen Schluss nahe: Zieht die Bundesregierung wirklich sieben Gigawatt aus dem Verkehr, darf es im übrigen deutschen Kraftwerkpark keinerlei Pannen – und am besten auch keine Revision – mehr geben. Eine wohl eher unrealistische Prämisse. Wer glaubt, man könne die Stromversorgung eines Industrielandes wie Deutschland mit Solarpaneelen und Windrädern sicherstellen, der glaubt auch, man könne mit dem Fahrrad zum Mond fahren. Wir machen uns zunehmend von Atomstrom aus Frankreich und Tschechien, Kohlestrom aus Polen und Gas aus Russland abhängig. Im Übrigen wird die baldige Abschaltung von einigen Kohlekraftwerken bei uns dem Weltklima nichts nützen, da gegenwärtig weltweit etwa 1400 neue Kraftwerke geplant oder gebaut werden.

Wenzel Schuster

Töging

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