Zum Bericht „Erinnerungen an den Nato-Doppelbeschluss“ (Politikteil):
Mir ist schleierhaft, wie Politiker aus SPD, FDP, Grünen und CDU annehmen können, die Aufstellung weitreichender amerikanischer Mittelstreckenraketen in Deutschland, die in wenigen Minuten Moskau erreichen können, diene unserer Sicherheit. Gerade Politiker, die Putin für einen besonders gefährlichen und skrupellosen Diktator halten, müssten doch alles vermeiden, was Deutschland zur bevorzugten Zielscheibe russischer Raketen macht.
Wir alle sollten äußerst besorgt sein. Gerade in jüngster Zeit wurde uns doch vor Augen geführt, wie leicht computergestützte Sicherheitssysteme versagen können. Gefährliche Fehlalarme, die zu einem Atomkrieg hätten führen können, hat es bereits gegeben. Alle Argumente, die gegen Hoch- und Nachrüstung sprechen, wurden bereits in den 1980er-Jahren bei den großen Demonstrationen im Bonner Hofgarten von Vordenkern wie Erhard Eppler und Heinrich Böll ausgesprochen. Damals war es wenigstens noch ein Doppelbeschluss, der die Nachrüstung mit einem Angebot zu beidseitiger Abrüstung verband. Nicht einmal davon ist heute die Rede.
Bundeskanzler Olaf Scholz hat damals im Bonner Hofgarten gegen die gefährliche Rüstungspolitik der USA demonstriert. Heute lässt er sich eher von amerikanischen Interessen leiten, die keineswegs identisch sind mit denen Deutschlands und Europas. Der frühere Hamburger Oberbürgermeister Klaus von Dohnanyi hat das in seinem Buch „Nationale Interessen“ überzeugend nachgewiesen.
Wilfried Rahe
Mühldorf