Zum Bericht „Abschiedstour zum Schneeferner“ (Bayernteil):
In dem Bericht über die Gletscher der bayerischen Alpen ist mehrfach von Sterben und Tod die Rede. Das klingt nach endgültigem Abschied. Deshalb ist vielleicht der Hinweis tröstlich, dass Gletscher zyklische Naturphänomene sind, die kommen und gehen, ähnlich wie die Mondphasen und die Jahreszeiten. Eine Forschungsgruppe um Professor Kurt Nicolussi von der Universität Innsbruck hat in den letzten Jahren Gebiete untersucht, die von den schwindenden Gletschern freigelegt werden. An der Pasterze am Großglockner fanden sie unter dem abschmelzenden Eis Reste von Baumstämmen und Torf. Aus den Wachstumsringen der Hölzer konnten sie schließen, dass die Bäume über 400 Jahre alt geworden waren, in einer Region, die wir irrtümlich für „Ewiges Eis“ halten. In der Zeit zwischen 8100 und 6900 v. Chr. muss es so warm gewesen sein, dass am Ort der Pasterze, zwischen 2100 und 3400 Metern Höhe, Wald statt Gletscher war. Anschließend hat sich wieder „Ewiges Eis“ gebildet und den Wald zerstört. Aber noch vor 2000 Jahren, als die Römer Truppen über die Alpen verlegten – nach Cambodunum (Kempten), Augusta Vindelicorum (Augsburg) und Castra Regina (Regensburg) – waren die Alpen weniger vereist als heute. Insofern darf man erwarten, dass die Gletscher wiederkommen, wenn auch erst in ferner, ferner Zukunft.
Johannes Schroeter
Großkarolinenfeld