Zum Bericht „Das wird Klagen geben zuhauf“ (Regionalteil):
Politik und Presse vermitteln laufend den Eindruck, dass Deutschland bei „dem“ Europa-Projekt zur Realisierung der Verkehrswende hinterherhinkt. Dies signalisiert der Bevölkerung, die mit dem Sachverhalt nicht im Detail vertraut ist, eine einfache Lösung für komplexe Verkehrsprobleme auf der Brennerstrecke.
Mir persönlich liegt jedoch ein wesentlicherer Punkt am Herzen – und zwar die Tatsache, dass Politik und Wirtschaft auf Basis von Prognosen aus den 1980er-Jahren weiterhin von einem unbegrenzten Wachstum und Warenverkehr ausgehen. Die alleinige Verlagerung von den Waren, die derzeit auf Lkw transportiert werden, auf die Schiene rechtfertigt eine solche Baumaßnahme und die damit verbundene Umweltbelastung in einem Erholungsgebiet Rosenheimer Land bei Weitem nicht. Die Güterzüge können um 50 Prozent verlängert werden, wenn sie nicht mehr über den Brenner fahren müssen und somit mehr Transporte mit der gleichen Zuganzahl abbilden. Der Aspekt einer dringend notwendigen Gesellschafts- und damit verbundenen Wirtschaftstransformation bleibt in der ganzen Diskussion völlig unberücksichtigt. Wenn wertvolle Landschaft einmal irreparabel zerstört ist, gibt es kein Zurück mehr.
Helmut Enzinger
Brannenburg