Bei der Tierliebe fehlt das Augenmaß

von Redaktion

Zur laufenden Berichterstattung über die Bären im Trentino (überregionaler Teil):

Es ist kaum zu glauben! In der Provinz Trentino in Italien stirbt ein Mensch durch ein Raubtier, einen Bären. Trauer, Wut, Entäuschung, Gerichtsverfahren sind die Folge. Und nun soll dieser Bär zu uns kommen in ein besonderes Gehege, sicher verwahrt!

Der Haken daran: Das Gehege steht noch nicht, es fehlt das Geld, es zu installieren. Spenden sollen es nun richten. Da stellt sich die Frage: „Geht’s no?“ Wie üblich in solchen Fällen wird man auch bei der öffentlichen Hand um Unterstützung fragen. Es geht ja hier um ein Millionenprojekt.

Was läuft bei uns eigentlich nicht mehr richtig? Teichwirte bangen um ihren Fischbestand wegen der geschützten Otter, Landwirte werden in der Arbeit auf ihrem Grund und Boden beeinträchtigt wegen der geschützten Biber, wegen dem Wolf bürdet man den Bauern mit Almflächen auf, Schutzzäune zu errichten. Wer die schwere und aufwendige Arbeit macht, ist den Befürwortern egal, sie müssen diese ja nicht verrichten. Kleinbauern, die ihre Tiere noch in Anbindehaltung halten und anständig behandeln, werden an den Pranger gestellt. Aber Hundebesitzer, die im sechsten Stockwerk einer Plattenbausiedlung wohnen und dort ihre Begleiter den ganzen Tag in überhitzten Räumen lassen – das ist in Ordnung.

Tierliebe ist sicher berechtigt und auch hilfreich, aber es fehlt oft das Augenmaß. Ich hoffe, dass die Spenden für dieses Bären-Gehege nicht aufgebracht werden. Wir könnten Wichtigeres unterstützen. Noch schlimmer ist übrigens die Initiative Mountainbike. Sie ist erleichtert, weil im neuen Waldgesetz Einschränkungen zurückgenommen wurden. Nun kann man wieder fast zu jeder Tages- und Nachtzeit durch die Wälder tollen, das einzige Rückzugsgebiet für unsere Tierwelt. Für mich stellt sich die Frage, was bei uns gerade falsch läuft.

Thomas Schwitteck

Neubeuern

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